Kommentar zu Russlandtag in Rostock: Sozialdemokraten oder Lobbyisten?

Zu den regionalen Besonderheiten Mecklenburg-Vorpommerns gehört ein besonders inniges Verhältnis zu Russland. Genauer gesagt, zur russischen Wirtschaft. Noch genauer, zur russischen Staatswirtschaft. In diesem Jahr feierte man diese Verbundenheit mit einem Russland-Tag in Rostock. Tatsächlich ist es ein Tag russischer Unternehmer in Mecklenburg-Vorpommern. Vor dem Hintergrund geltender Wirtschaftssanktionen gegen Russland wollte er manchem in der schwarz-roten Regierungskoalition in Schwerin nicht behagen.

Wohl auch, weil die prominentesten deutschen Wirtschaftsvertreter in Rostock Sozialdemokraten oder ehemalige Sozialdemokraten waren. Gerhard Schröder etwa, der Vorsitzende des Aktionärsausschusses der Nordstream AG, einer Tochter der russischen Gazprom. Oder Wolfgang Clement, einst Superminister für Wirtschaft und Arbeit in Schröders Kabinett, heute Super-Lobbyist, und schließlich der Gastgeber, Ministerpräsident Erwin Sellering.

Sie alle verstehen sich als Russland-Versteher, plädieren dafür, die Wirtschaftssanktionen baldmöglichst wieder aufzuheben und in der Zwischenzeit möglichst wenig Aufhebens davon zu machen. Wer bei all dem nicht bemerken will, dass es Lobbyisten wie Schröder und Clement weder um Russland noch um Mecklenburg-Vorpommern, sondern zuvörderst um den eigenen Vorteil geht, hat tatsächlich wenig verstanden.