Kommentar zur Bahn: Null-Toleranz für defekte Klimaanlagen
Auf die Bahn lassen sich viele Loblieder singen. Der Staatskonzern schafft es, mit einem sehr dichten und extrem frequentierten Schienennetz einen weitgehend funktionierenden Verkehr zu organisieren. Die Bahn ist das umweltfreundlichste Fernverkehrsmittel und zugleich auf vielen innerdeutschen Strecken bei der Beförderungszeit von Tür zu Tür schneller als das Flugzeug und billiger als der Pkw.
Doch die Bahn könnte noch erfolgreicher sein, wenn sie sich, salopp ausgedrückt, geschickter anstellen würde. Ein Beispiel: Verspätungen ziehen klassischerweise Verdruss beim Kunden nach sich. Doch die Wut verraucht, wenn der Fahrgast schnell und präzise über die Verspätung und ihre Ursachen informiert wird. Noch ein Beispiel: Nach den dramatischen Szenen mit kollabierten Fahrgästen 2010 wegen defekter Klimaanlagen war klar: Jede weitere Panne sorgt erneut für Aufregung.
Diese beiden sensiblen Themen müssten höchste Priorität haben, weil sie für die öffentliche Wahrnehmung der Bahn aus Kundensicht zentral sind. Also: Null-Toleranz bei der Leistungsfähigkeit von Klimaanlagen und von Kommunikationssystemen. Doch davon ist die Bahn weit entfernt. Verantwortlich sind nicht Technokraten im mittleren Management, sondern die Konzernspitze und die Bundesregierung. Denn Management und Eigentümer entscheiden nun einmal darüber, was wichtig ist.