Kommentar zur Flüchtlingskrise: Europa macht dicht - die dunkle Seite der Willkommenskultur

Wie passt das zusammen? Die Kanzlerin will keine Obergrenze für Flüchtlinge - und Deutschland setzt sich für harte Grenzkontrollen an den EU-Außengrenzen ein und unterstützt die neue verstärkte Frontex Polizei.
Das passt zusammen. Die Flüchtlinge aufzunehmen ist die helle Seite der Willkommenskultur. Nicht alle an jeder Grenze und ohne Registrierung in den EU Raum einreisen zu lassen, ist die dunkle Seite dieser Willkommenskultur. So sehr die Kanzlerin darauf beharrt, keine Obergrenze zu nennen, so wenig hat sie je gedacht oder gesagt, dass Deutschland ohne Ende Flüchtlinge aufnehmen kann. Integration hat Grenzen und Integration braucht Ordnung.

Doch bei der neuen Frontex-Organisation, die ja nicht nur personell stärker, sondern auch mit wesentlich mehr Befugnissen ausgestattet werden soll, geht es um mehr als die Flüchtlingsfrage. Sie ist auch ein Versuch, den drohenden Verfall Europas zu stoppen. Wir haben in diesem Jahr erlebt, wie in atemberaubender Geschwindigkeit europäische Werte bröckeln, für deren Aufbau wir Jahrzehnte gebraucht haben. Die Freiheit im Inneren ist schon fast Makulatur. Wir sehen überall Zäune wachsen. Tatsächliche und politische. Europa ist so zerstritten wie nie.

Interessant dabei ist, dass dieselben Länder, die keine Flüchtlinge aufnehmen wollen, auch keinen gemeinsamen Schutz der Außengrenze wollen. Das zeigt, wie weit der Zerfall und der Vertrauensverlust im Inneren ist. Und wie stark der Rückzug auf die vermeintliche Sicherheit im Nationalstaat.