Kommentar zur IW-Studie: Armut im Städtevergleich
Nirgends in Deutschland sind viele Menschen arm wie im reichen Köln. Im Osten Berlins, ausgerechnet dort soll die soziale Not geringer sein als in München. Die Erkenntnisse des Instituts der deutschen Wirtschaft überraschen nicht nur. Sie dürften viele Menschen befremden, die ihre Realität anders erleben. Dabei haben die Forscher einen durchaus naheliegenden Ansatz gewählt. Sie berücksichtigen die Unterschiede bei Mieten und anderen Preisen. Mit 1 000 Euro im Monat kommt ein Alleinstehender in Lichtenberg oder Marzahn – derzeit noch – einigermaßen über die Runden, genau wie in Ostfriesland oder der Lausitz. In München wird es mehr als eng.
Dennoch ist bei der Interpretation der Studie Vorsicht geboten, da sonst Missverständnisse drohen. Köln ist und bleibt wohlhabend. In Berlin sind die Menschen nicht reicher als in Schwabing oder Hamburg-Blankenese – im Gegenteil. Wohl aber sind die Unterschiede größer in den wirtschaftsstarken Metropolen. In Köln, Hamburg und Frankfurt leben Einkommensmillionäre nicht weit entfernt von Arbeitslosen und Alleinerziehenden.
Soziale Gegensätze kennen auch Berliner und Dresdner. Doch die Kluft in den reichen Metropolen im Westen ist besonders krass. Auch im Westen Berlin ist sie größer als im Osten der Stadt. Dadurch geht es den Menschen im Osten mit geringem Einkommen keinen Deut besser.