Kommentar zur Pegida-Demo in Dresden: Aus Zorn auf Politik und Medien

Nun sind es schon 7500, die in Dresden durch die Straßen ziehen, selbst ernannte Retter des von Islamisierung bedrohten Abendlandes, die behaupten: „Wir sind das Volk.“ Was gerade in Dresden geschieht und Ableger in Rostock, Düsseldorf, Kassel und anderswo bildet, ist eine diffuse Spielart außerparlamentarischer Opposition, leicht entflammbar und per Internet schnell organisierbar.

Es steckt ein tiefer Zorn auf die handelnde Politik und auf Medien dahinter, das Gefühl, alle Verantwortlichen seien korrupt und kümmerten sich um politischen Kleinkram wie Geschlechterfragen, während um uns herum Flüchtlinge ins Land strömen und Deutschland ein anderes Land wird. Mit dem üblichen Rechtsextremismus haben die meisten der Pegida-Marschierer in Dresden nichts zu tun. Es geht um Ängste, Vorurteile, Unwissenheit und eine Menge Leute, denen die politische Kultur völlig entfremdet ist, weil sie das Gefühl haben, nicht dazuzugehören.

Ein vorläufiger Schluss aus dem neuartigen Protestphänomen lautet so: Politik muss offener werden, sie muss den Mut haben, den Leuten etwas zuzumuten, muss Klartext reden. Sonst bricht noch mehr weg. Wer Flüchtlinge aufnimmt, muss die Sorgen und Ängste der Anwohner vor Fremden ernst nehmen und entkräften: durch Begegnung, durch Miteinander und eigenem Vorbildcharakter. Sonst wächst die Angst und marschiert weiter.