Kommentar zur Ukraine: Gas gegen Souveränität

Man kann Viktor Janukowitsch gratulieren zu dem Handel, den er in Moskau abgeschlossen hat. Wer hätte gedacht, dass Moskau ihm so unter die Arme greifen würde? Elf Milliarden Euro Soforthilfe, dazu eine sofortige Absenkung des Gaspreises um ein Drittel, faktisch sogar um die Hälfte. Und das alles, ohne dass das heikle Thema Zollunion auch nur erwähnt worden wäre! Das stärkt dem Mann den Rücken, während daheim ein Massenprotest nach dem anderen folgt und dem Staat der Bankrott droht.

Ob man der Ukraine gratulieren kann, ist eine andere Frage. Sie braucht kurzfristig Geld – warum soll sie es nicht aus Moskau nehmen, wenn Brüssel keines gibt? Aber in der russischen Politik gegenüber Kiew hat es noch nie etwas umsonst gegeben. Das Hilfspaket enthält ganz sicher Zusagen, die der ukrainische Präsident vor den eigenen Bürgern verheimlicht hat.

Man erinnere sich nur, wie eben dieser Präsident dreieinhalb Jahre lang in Moskau Türklinken putzen musste, um einen Knebelvertrag mit Gazprom zu ändern, und wie er nichts erreicht hat außer Demütigungen. Und das soll sich jetzt plötzlich ändern? Der Preis russischen Erdgases ließ sich nur 2010 senken, gegen eine Verpachtung des Flottenstützpunktes Sewastopol. Gas gegen Souveränität, so heißt seit jeher das Geschäft, das Moskau anbietet, und Janukowitsch ist nicht der Mann, einen solchen Handel auszuschlagen.