750 Kilometer für die Kultur

Max Raabe begrüßt vor dem Admiralspalast Laura Kuhlen und Meik Gudermann nach ihrer Wanderung zu leeren Theatern.

Laura & Meik erreichen mit Rucksack & Smartphone nach 750 km Fußmarsch durch die Theaterlandschaft in Deutschland den Admiralspalast zum Empfang vom Entertainer und Saenger Max Raabe.
Laura & Meik erreichen mit Rucksack & Smartphone nach 750 km Fußmarsch durch die Theaterlandschaft in Deutschland den Admiralspalast zum Empfang vom Entertainer und Saenger Max Raabe.Imago Images/Ralf Mueller

Berlin-Wie viele ihrer Kollegen in der Live-Entertainment-Branche befinden sich auch Laura Kuhlen und Meik Gudermann, die für die Firma Mehr-BB-Entertainment arbeiten, gerade in Kurzarbeit. Theater sind geschlossen, Tourneen abgesagt oder verschoben. Bei einem Telefonat zwischen den beiden vor sechs Wochen ging es um den langen und schweren Weg, den ihre Branche wohl noch vor sich hat. Und schon war eine Idee geboren: Die Onlinemarketing-Managerin der Show „Harry Potter und das verwunschene Kind“ und der Gründer des Podcasts „Show me more“ machten sich am 2. Juni unter dem Motto „KulturKilometer“ auf den Weg von Köln über Düsseldorf, Bochum, Münster, Bremen, Hamburg, Stendal, Rathenow und Nauen nach Berlin. Sie besuchten geschlossene Theater, um so auf die brachliegenden Kulturstätten und die Zukunftsängste ihrer Kollegen hinzuweisen. 23 Kilometer hatten sie am Tag mit dem geringsten Pensum zu bewältigen, 60 an dem mit dem größten. Alles zu Fuß. An den Etappenzielen waren sie jeweils mit Theatermachern verabredet, um mit ihnen über deren Situation zu reden und diese Gespräche in den sozialen Medien zu verbreiten.

Am Ziel ihrer Wanderung, Dienstagabend im Innenhof des Berliner Admiralspalastes, erzählte Laura Kuhlen, seit wann sie diese Endstation herbeisehnte: „Seit Kilometer 20!“ Ihr Kollege umschrieb den desolaten Zustand ihrer Füße: „Überall Blasen und die Zehennägel schimmeln …“ Vielleicht eignet sich der Pfefferminzlikör „Berliner Luft“, der sie am Ziel erwartete, ja für medizinisch-desinfizierende Zwecke. Er war nicht das einzige Präsent: Max Raabe brachte sein aktuelles Album mit. Der Sänger bewundert das Durchhaltevermögen der Wandersleute: „Wenn ich früher auf Hüttenwanderschaft war, habe ich nur durchgehalten, weil mich am Ziel ein Kaiserschmarrn erwartete. Wie sie das ohne Kaiserschmarrn geschafft haben, ist mir ein Rätsel.“

Raabe wurde durch Corona gerade um seine USA-Tournee gebracht, die ihn nach Chicago, Boston und New York führen sollte: „Ich hatte einen Monat Lethargie, kurz vor dem endgültigen Versumpfen konnte ich mich aber fangen.“ Er nutzt die unfreiwillige Freizeit, um neue Songs zu schreiben. Wieder in einer besonders erfolgsträchtigen Konstellation: „Ich habe mich dafür mit Annette Humpe, Achim Hagemann und den Jungs von Rosenstolz getroffen.“

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