AfD-Politiker bei Günther Jauch: Björn Höckes Deutschlandfahne als Schnuffeltuch
Du liebe Güte, was für ein sensationeller Schachzug. Wie mutig, wie bahnbrechend. Hat Björn Höcke von der AfD doch tatsächlich eine Deutschlandfahne ins Fernseh-Studio von Günther Jauch geschmuggelt. Gut versteckt in der linken Jackettinnentasche. Hat sie dann hervorgezaubert, bei laufender Sendung, zur besten Sendezeit am Sonntagabend, ein Teufelskerl, dieser Höcke.
Und das war noch nicht alles: Er hat sie über die rechte Armlehne seines Sessels gelegt! Wirklich. Er hat es sogar selbst beschrieben, für alle blinden oder bügelnden Zuschauer: Er werde die Fahne jetzt „auf meine Lehne hängen“ - als müsse er da mit sofortiger Verhaftung rechnen.
Da lag sie dann tatsächlich den Rest der Sendung, der Höcke-Ellbogen auf Gelb, die Hand auf Schwarz. Höcke sagte, es sei das Zeichen, dass seine Partei gegen eine verrückt gewordene Altparteienpolitik stehe. Eignet sich wunderbar für die Verbreitung in sozialen Medien, und als Eselsbrücke: Der Höcke, das ist doch der mit der Fahne. Dabei sah die doch sehr nach Schnuffeltuch und Sesselschoner aus – geht da nicht gerade das Abendland unter?
Ansonsten beschwerte sich der AfD-Mann in der Sendung, er dürfe nicht ausreden, sei ungerechterweise mit seiner Position alleine auf der Studiobühne und dass „das Volk“ nun mal Angst habe.
Anja Reschke liest Hass-Mails vor
„Die Belastungsgrenze ist noch nicht erreicht“, konterte der saarländische Innenminister Bouillon, der mehrere Wochen von einer Flüchtlingsunterkunft aus gearbeitet hat und leider seinen Text etwas zu sehr abspulte. Die NDR-Journalistin Anja Reschke, die in einem Tagesthemen-Kommentar zum Widerspruch gegen rechte Sprüche und Aktionen aufgerufen hatte, las hasserfüllte Zuschauermails vor und befand nüchtern, es werde viel mit Unterstellungen gearbeitet, durch Pegida-Aktionen, in Internet-Kommentarforen, durch die AfD, aber auch durch Bundesinnenminister Thomas de Maizière.
Flüchtlingskritische Behauptungen, etwa über Gewalttätigkeit oder falsche Pässe, seien nicht belegbar. Das schüre Ängste. „Man kann doch nicht einfach irgendwas sagen, ohne Fakten zu haben“, sagte sie erstaunt.
Justizminister Heiko Maas erklärte, sichtlich angewidert von Höcke: Gewalt beginne immer mit Worten. Es sei wichtig über Ängste zu reden. Falsch sei es aber, das in der Hoffnung zu tun, dass die Stimmung kippe um politisch davon zu profitieren.
„Dieses Volk hat Angst“, sagte Höcke.
„Nein“, entgegnete Reschke. „Nur weil man es schreit, gilt es nicht. Sie sind nicht das Volk.“