Einstecktuch, eine noble, nicht zu protzige analoge Uhr – Alexander Farenholtz war in seiner beruflichen Laufbahn stets einer, der diskret im Hintergrund wirkte. Ein Mann der Zahlen – den Überblick zu behalten, war bei all seinen kulturpolitischen Einsätzen die Mission. Die Turbulenzen bei der Kasseler Kunstausstellung Documenta haben den 68-Jährigen nun unverhofft in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses geworfen, das zuletzt von Stichworten wie Skandal, Antisemitismus und Rücktritt geprägt war.
Alexander Farenholtz soll als Interimschef für die an der Spitze der Documenta abgelöste Generaldirektorin Sabine Schormann die Wogen glätten. Die beiden kennen einander gut. Bei der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover arbeiteten sie in der von dem angesehenen Kulturmanager Martin Roth präsentierten Schau eng zusammen. Farenholtz war damals Leiter des Kulturprogramms, das der Szenerie in Kassel durchaus ähnelte.
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Mit den Verhältnissen an der Fulda ist Farenholtz bestens vertraut. An der Seite von Jan Hoet, Denys Zacharopoulos und Luigi Tazzi organisierte er 1992 die 9. Ausgabe der Documenta, in deren Mittelpunkt seinerzeit neue Formen der Medienkunst standen. Die „Argumentation in Bildern“ wurde auf der „d9“ stärker als jemals zuvor durch Sponsoring und Merchandising begleitet, was in der Kunstwelt eher kritisch beäugt wurde.
Alte Strukturen prüfen, neue schaffen
Die Kommunikation im Hintergrund indes war bei Alexander Farenholtz in guten Händen. Nach einer Zwischenstation im baden-württembergischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst wechselte er 2002 auf den Posten des Verwaltungsdirektors der neu gegründeten Kulturstiftung des Bundes (KSB) und blieb dort bis zu seiner Pensionierung 2020. Ein Traumjob, zumindest was die Zufriedenheit seiner Partner angeht.
Wo die Amtsbezeichnung Verwaltungsdirektor in der Regel Sparen und Kontrolle suggeriert, bestand Farenholtz’ Aufgabe bei der KSB darin, Geld für projektbezogene Kulturarbeit zu verteilen. An der Seite der durchsetzungsstarken Hortensia Völckers, die 20 Jahre das Gesicht der KSB war, wirkte Farenholtz unaufgeregt im Verborgenen. Bei seiner Rückkehr nach Kassel ist nun genau das und gewiss auch die Fähigkeit gefragt, alte Strukturen zu überprüfen und neue zu schaffen.