Amateurorchester in Berlin: Musik ist ihre Passion
Andere gehen jetzt raus, streifen durchs Laub, halten ihre Gesichter ins Licht. Ein Sonntag Ende Oktober, es könnte das letzte Mal warm sein. Wir aber sitzen im Halbdunkel eines Saals, der nach Vorlesung riecht, oben auf der Bühne, mit dem Rücken zum Publikum, die Stühle unten sind leer. Probe. Von 12 bis 19 Uhr. Auf den Teilnehmerlisten, die ein paar Wochen zuvor versendet wurden, ist alles genau vermerkt. Instrument, Name, E-Mail, Ort und Zeit – in dieser Reihenfolge, der Übersicht halber mit Kürzeln. Dies ist die OP 9. Die neunte Orchesterprobe im Auditorium Maximum der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Karlshorst, Treskowallee. Ein ehemaliger Gymnasialbau aus gerade noch wilhelminischer Zeit, später wohl sozialistisch versachlicht. Aber das sieht jetzt niemand. Wir sind woanders.
Bei den Engeln, bei der Witwe, die um ihr vermeintlich totes Kind weint. Bei einer Königin voller Mordlust, bei falschen Priestern. Regen stürzt herab, eine Wolke steigt aus dem Meer, Wind weht, und am Ende fährt der Prophet mit einem feurigen Wagen gen Himmel. Wir sind im „Elias“, dem Oratorium von Felix Mendelssohn Bartholdy. Jedenfalls versuchen wir das. Noch ist der Chor nicht dabei, auch keine Solisten. Deren Part und den Chor übernimmt der Dirigent, stellenweise, das hilft. Norbert Ochmann redet nicht viel. Vorsingen, mit großen Gesten, das schon. Hier und da ein Wort zum Tempo, zur Dynamik, laut und leise – leise, vor allem dies. Fast unhörbar zu spielen, wo es notwendig ist: Wenn das gelingt, meint der Dirigent, dann sagen alle, das war ja ein tolles Orchester. Pause.
"Passion" klingt besser als "Hobby"
Am Rand des ausgestorbenen Geländes steht ein Asia-Imbiss, gebratene Nudeln mit Gemüse für zwei Euro. Ente gibt es auch. Der Mann freut sich über den unverhofften Umsatz an einem Tag, an dem die studentische Kundschaft fehlt. Er spendiert dem halben Orchester Kaffee. Danach läuft es besser mit der Unhörbarkeit. Im Dunkeln verlassen wir den Campus, Menschen mit Instrumentenkästen, Enthusiasten, die freiwillig einer Beschäftigung nachgehen, die manchen unverständlich erscheint. Du machst das, ohne dafür Geld zu kriegen? Oder, wie man neuerdings hört, „für lau“?
Klar, ich habe es ja nicht studiert. Das ist nicht mein Beruf, das ist meine Passion. Klingt doch besser als das verschwitzte Wort Hobby, bei dem man an Bastelarbeiten im Keller denkt. Nein, das ist nicht besser oder schlechter. Es ist anders. Ob es Kunst ist, und ob es von können kommt, ist eine andere Frage. Wir bringen etwas, was auf dem Papier steht, zum Klingen, so viel steht fest. In Zeiten, wo sich noch nicht jeder überall und zu jeder Zeit per Klick Töne herbeischaffen konnte, hatten Amateurorchester die Funktion, an Orten zu spielen, wo professionelle Orchester nicht auftraten. Kleinstadtbühnen, Feste. Inzwischen treten Amateurorchester auch an Orten auf, die für Weltklasse-Orchester gebaut wurden. Gegen Saalmieten, das können mehrere Tausend Euro sein.
Der Begriff Amateur hat sich seit den Neunzigerjahren durchgesetzt. „Die Bezeichnung Laien hören die Mitglieder der Orchester nicht so gern, dafür gehen sie auch mit zu viel Ernsthaftigkeit an die Sache und haben zumeist auch eine gute musikalische Ausbildung“, sagt Torsten Tannenberg, Geschäftsführer des Bundesverbands Deutscher Liebhaberorchester. Den Verband gibt es seit 1924, er verleiht über seine Bibliothek ein riesiges Noten-Repertoire, mindert die Gema-Gebühren seiner Mitglieder, berät auch in rechtlichen Fragen.
Musik fördert das Hirn
Amateur kommt von amator, Liebhaber, das ist jemand, der etwas hingebungsvoll, aber ohne formale Ausbildung tut. Manchmal wird das belächelt, dabei hat es viel mit Beharrlichkeit, Ernsthaftigkeit und allen möglichen anderen großherzigen Anwandlungen zu tun. Doch Amateure sind nicht selbstlos. Sie bekommen viel geschenkt. Und nicht allzu selten trifft das auch auf ihr Publikum zu. Sicher, sie erzeugen es zum großen Teil selbst, spielen für Verwandte, Freunde, Kollegen. Oft ist auch jemand dabei, der noch nie ein klassisches Konzert besucht hat und es nicht tun würde, wenn die Freundin da nicht mitspielte. Missionarische Ansätze sind den meisten Amateuren jedoch fremd. Es kümmert sie wenig, dass sie nebenbei auch das kulturelle Leben bereichern. Über 700 Klassik-Amateurorchester gibt es in Deutschland, davon etwa 40 allein in Berlin.
Die genaue Zahl steht nirgends, warum auch. Wenn jemand ein Orchester sucht, findet er das etwa auf der Internetseite „Bratschentratsch“, in einer Tabelle namens „Non-Profi-Orchester“, mitsamt Kurz-Charakteristik, Ansprechpartner, Probenort, Dirigent oder Dirigentin. Die Orchesternamen enthalten auffallend häufig das Adjektiv „jung“, aber das heißt noch lange nicht, dass nicht auch Fünfzig-, Sechzigjährige dabei sind, bis auf wenige Ausnahmen gibt es keine Altersbegrenzungen. Auch nicht im Orchester, das gerade „Elias“ probt, die Junge Philharmonie Kreuzberg. Es geht viel über Kontakte, wie überall. Wer hier spielt, spielt vielleicht auch da, hört, wo gerade jemand gebraucht wird, sagt es weiter und so fort.
Wenn das alte Jahr zu Ende geht und das neue beginnt, ist Hochsaison in der Klassik, auch im Amateurbereich. Da spielt eine Hornistin innerhalb einer Woche mit dem einen Orchester eine Oper, und die Woche darauf fährt sie mit einem anderen Ensemble auf Konzertreise. Danach probt sie, wieder mit einem anderen Orchester, Dvoraks 9. Sinfonie „Aus der neuen Welt“. Und das alles trotz Beruf und kleinen Kindern. Da entwickelt ein Unternehmensberater, Geige, ebenfalls Vater kleiner Kinder, nebenbei die Idee einer „Privatoper“, die unbekannte Werke aufführt, „von Freunden für Freunde“.
Auch eine Controllerin in der Automobilindustrie spielt in mehreren Orchestern, Musik habe viel mit Logik zu tun, sagt sie, das helfe ihr bei der Arbeit. Und eine alleinerziehende Mutter zweier Kinder erzählt, wie die Erschöpfung nach einem langen Arbeitstag schwindet, sobald die Probe beginnt. Was das Musikmachen bewirkt, ist inzwischen erforscht. Es fördert die Zusammenarbeit der beiden Hirnhälften, Blasinstrumente helfen gegen Asthma und Atembeschwerden, und das mit den Endorphinen ist wie beim Sport, nur ohne Muskelkater. Amateure betrachten Musik kaum als Wellness- und Reha-Programm, es macht Freude, das ist Grund genug.
Oft anspruchsvolle Programme
Dirigenten haben dabei sicher eine Schlüsselposition, meistens sind sie Profis. Manchmal bekommen sie aus Mitgliedsbeiträgen und Beteiligung an Eintrittsgeldern ein Honorar. Oft arbeiten sie ohne Bezahlung, manche haben eine feste Anstellung als Musiklehrer an Schulen oder als Musiker in einem professionellen Orchester. Wie Christiane Silber, Vorspielerin der Bratschen im Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin. Dirigieren lernte sie bei Jörg-Peter Weigle und Marek Janowski, sie arbeitet mit Profiorchestern und dirigiert zwei Amateurorchester: die cappella academica der Humboldt-Universität zu Berlin und das Orchester concentus alius, im Untertitel Homophilharmonisches Kammerorchester Berlin.
„Man muss nicht schwul oder lesbisch sein, um bei uns mitzuspielen, da sind wir tolerant“, sagt Michael Knoch, Flötist und Orchesterorganisator im concentus alius. Das Programm stellt keine geringen Anforderungen an die Mitspieler. Brahms, Sinfonie Nr. 4, Tschaikowski, Klavierkonzert Nr. 1, das war im Juni, nun stehen für Konzerte im Januar Werke von Prokofjew, Wagner, Puccini auf dem Probenplan. Gut, in diesem Orchester spielen Profis mit. Da es weniger als zehn Prozent sind, gilt concentus alius nach den Regeln des Deutschen Orchesterwettbewerbs dennoch als Amateurorchester.
Probe in einem der monströsen Berliner Rathäuser, die Blechbläser hallen schon von Weitem durch die gefliesten Flure. Zu Beginn liegt die Arie „Tu, tu amore tu“ aus Puccinis Oper „Manon Lescaut“ auf dem Notenständer. „Kein Takt ist wie der andere“, sagt die Dirigentin, „das ist die Crux.“ In der Pause melden sich die Posaunen zu Wort. Sie hätten sich während der Proben so ihre Gedanken gemacht, „Posaunen haben ja zwischendurch viel Zeit.“ Also schlagen sie vor, dass das Orchester etwas tut für Schutzsuchende in der Stadt. Instrumente zur Verfügung stellt, mit Kindern und Jugendlichen musiziert. Die Idee kommt gut an. concentus alius engagiert sich immer wieder sozial, etwa mit Benefizkonzerten für einen Hospizdienst.
Auf den Dirigenten kommt es an
Freude, Spaß. Diese Wörter fallen immer wieder, wenn Christiane Silber erzählt, warum sie mit diesem Orchester arbeitet. Spät abends, in der Kellerkneipe des Rathauses, bei Tomatensuppe aus dem Brotlaib. „Es ist völlig anders als mit einem Profiorchester, wo man maximal drei oder vier Tage Probezeit hat, und dann kommt schon das nächste Programm. Man braucht für ein Amateurorchester einen langen Atem, viel Leidenschaft, mit Menschen zu arbeiten. Es geht um Motivation, es muss Spaß machen, aber man muss auch die Ernsthaftigkeit herstellen, damit man am Ende ein Konzert spielen kann. Ich weiß ja, dass die Leute nach einem langen Arbeitstag musizieren und manchmal völlig fertig ankommen. Da bringt es nichts, jemanden anzublaffen. Übrigens auch bei Profis nicht. Es führt nur dazu, dass jemand fest wird, Angst hat, eine Widerstandshaltung an den Tag legt. Da nehmen sich Profis und Amateure nicht viel.“
Als Orchestermusikerin erlebt sie viele Dirigenten. „Ich stelle immer wieder fest, dass es am besten bei denen funktioniert, die eine gesunde Balance haben aus absoluter Klarheit in allem, was sie sagen, wie sie schlagen, wie sie die Musik vermitteln und einer unglaublichen Freude daran. Das schafft dann eine gebündelte Aufmerksamkeit in einer Probe.“ Viel spielen lassen, nicht zu viel reden, wissen, wo man wen abholt, auf welchem Niveau, das, sagt sie, muss man einschätzen können. Offenbar geschieht das ohne jene giftige Lieblingswirtschaft, wie sie viele noch aus fragwürdigen Schulorchestern in Erinnerung haben.
Den besonders ambitionierten unter diesen Jugendorchestern hätte man zudem gern die Frage gestellt, die Lars Straehler-Pohl, Dirigent des Ensembles Privatoper, im Gespräch über Amateurorchester aufwirft. „Versucht ihr gerade etwas nachzumachen, was ihr gesehen oder gehört habt, oder wollt ihr selbst etwas machen?“ Ums Selbermachen geht es ihm, und das kann man seiner Ansicht nach vermutlich leichter, wenn keine erdrückende Rezeptionsgeschichte zwischen dem Orchester und dem Werk steht. E. T. A. Hoffmanns Oper „Der Trank der Unsterblichkeit“ ächzt jedenfalls nicht unter zu viel Aufführungsballast, sie wurde bisher nur zwei Mal inszeniert.
Zuletzt Ende September, an einem Ort, an dem man keine Oper vermutet. Im Lagerraum eines ehemaligen Güterbahnhofs in Moabit. Eine nackte, von Balken und Säulen durchzogene Halle. Die Sänger bewegten sich auf einer langen Tischreihe wie auf einem Laufsteg, drum herum saß das Publikum, das Orchester im Hintergrund, fast wie in einem imaginären Graben. Lars Straehler-Pohl spricht von der „Wachheit jedes Einzelnen“ in einem Opernorchester. Diese „Geistesgegenwart“ können auch Amateure aufbringen, wenn sie sich nicht an Werke machen, die sie überfordern. „Man muss sich nicht selbst ins Unglück bringen.“
Sanfte Strenge
Lars Straehler-Pohl hat Philosophie, Psychologie und Geschichte studiert, das Dirigieren erlernte er unter anderem in einem Meisterkursus bei Kurt Masur. Viele Jahre spielte er Cello im Rias-Jugendorchester, das 2012 aufgelöst wurde. Wenn er spricht, sind es Wörter wie „Freiheit“ und „Gegenwärtigkeit“, die immer wiederkehren. Musik zu machen ist für ihn das Gegenteil von Konsum. „Wo bringt man Menschen dazu, konzentriert zu sein, sich einzufügen, ohne sich unterzuordnen?“ In den nicht-kommerziellen Ensembles findet er „jede Freiheit“. Da zählt, unabhängig von Intendanten, Sendern, Verwaltungsdirektoren, nur die „aus sich selbst kommende Motivation.“
Privatoper ist eines jener Projektorchester, die sich für eine begrenzte Zeit zusammentun, um ein Werk aufzuführen. Die Projektorchester liegen im Trend der Zeit, meint Torsten Tannenberg vom Verband. Sich auf einen Abend in der Woche festzulegen, fällt vielen schwerer als intensives Proben ein paar Wochen vor dem Konzert. Diese kurzen Probephasen – das ist wie „frisch verliebt sein“, sagt Lars Straehler-Pohl. „Da funktioniert zwischen Menschen alles ganz gut. Die Achtsamkeit ist besonders groß.“
Es ist nicht die Perfektion, die magische Momente hervorbringt. Oder – wie Christiane Silber sagt: „Es ist nicht dann gut, wenn man jede Note richtig gespielt hat. Erst wenn man es schafft, einen Charakter und eine Farbe herauszukriegen, dann fangen die Stücke an zu leben.“ Kein Zweifel, das kann auch Amateuren gelingen.
Überall Euphorie, glücklich musizierende Juristen, Betriebswirte, Ärzte, Lehrer, Psychologen, die durch den sozialen Aspekt ihrer Passion ein „Netz über die Gesellschaft spannen“ und zum „sozialen Frieden beitragen“, wie Torsten Tannenberg sagt? Gut möglich. Doch wer ein Instrument spielt, ein klassisches zumal, muss erst einmal die Mittel haben, es zu spielen lernen.
Muss der Möglichkeit des gemeinsamen Musikmachens irgendwann begegnet sein. Wenn nicht in der Familie, die einen Privatlehrer sucht oder das Kind in der Musikschule anmeldet, dann in der Schule. Genau dort aber ist das immer seltener der Fall. Michael Riedel, Dirigent des Sinfonieorchesters Junges Ensemble Berlin und Musiklehrer am Droste-Hülshoff-Gymnasium in Zehlendorf, geht mit der Bildungspolitik ins Gericht. Nach der Probe mit einem wirklich jungen Orchester.
Mit dem war er gerade ein bisschen streng, aber dabei ganz sanft: „Ihr habt die Noten schon zwei Wochen. Ihr müsst noch üben!“ Am Ende gibt er ihnen noch etwas auf den Weg: „Es kommt vor allem auch darauf an, was die anderen spielen, gar nicht nur auf das, was ich selbst spiele. Ihr müsst euch zuhören!“
An Schulen kaum Platz für Ensemblearbeit
Es gibt Riesentalente in diesem Orchester, manche studieren Musik. Alles junge Erwachsene, die von „G8“ – der Reduzierung der Gymnasialzeit von neun auf acht Jahre – noch weitgehend verschont waren, als sie Schüler waren. „G 8 hat die musikalische Ausbildung an den Schulen, vor allem die Ensemblearbeit, dramatisch beeinträchtigt“, sagt Michael Riedel.
Abgesehen davon, dass nun an vielen Schulen halbjährlich wechselnd entweder Kunst- oder Musikunterricht stattfindet, jeweils zwei Stunden in der Woche, bleibe wenig Raum für Ensemblearbeit. „Die Schüler sitzen von acht bis halb drei im Unterricht, die sind einfach müde.“ Die Nachwuchsprogramme der großen Orchester leisten zwar gute Arbeit, aber sie verschleiern Riedels Ansicht nach auch die Misere. „Da werden Leuchttürme schnell zu Nebelraketen.“ Riedel war viele Jahre im Präsidium des Landesmusikrates in Berlin.
Dieser rief am 10. Oktober in Berlin im Zuge der „Stoppt TTIP“-Großdemonstration zum Protest gegen die geplanten Freihandelsabkommen TTIP/CETA und TISA auf. In einer Resolution des Deutschen Musikrates vom 18. Oktober 2014, heißt es: „Die geplanten Freihandelsabkommen CETA und TTIP sowie die mit den Verhandlungen zu TISA beabsichtigte Privatisierung sämtlicher öffentlicher Dienstleistungen gefährden unsere Kulturelle Vielfalt. Wenn die öffentliche Förderung von Bildung und Kultur nicht mehr möglich ist, weil sie in einem liberalisierten Markt eine ‚Wettbewerbsverzerrung‘ darstellt, dann wird an einem Grundpfeiler unserer Gesellschaftsordnung gesägt. (…) Die Orchester, Chöre und Ensembles unterschiedlicher Stilrichtungen und Besetzungen aus dem professionellen Musikleben wie dem Laienmusizieren und der öffentlich-rechtliche Rundfunk sind unverzichtbare Exponenten unserer Kulturellen Vielfalt.“
Gemeinsam musizieren fördert soziale Kompetenz und Geduld
Ist also in absehbarer Zeit Schluss mit dem Enthusiasmus der Amateure, weil es, wenn dieses Szenario Wirklichkeit wird, bald keinen Nachwuchs mehr gibt? Schließlich bilden gerade die Musikschulen den Humus für das Musizieren.
Daniel Busch, Leiter der Musikschule Paul Hindemith Neukölln, sagt, dass er eher mehr Zulauf, mehr Entwicklung erlebe als Desinteresse. Busch ist Jazzmusiker, Posaunist, Bandleader, er hat in Düsseldorf und Berlin Klassik und Jazzmusik studiert. Die Ensemble-Arbeit sei ein wichtiges Standbein der Musikschule. „Wir haben die Möglichkeit, das weiter auszubauen.“ Die Namen der Orchester sind zarte Poesie: Leere-Saiten-Orchester, Pusteblume, Atempause, Aufwind. Welche Bedeutung das gemeinsame Musikmachen für den Einzelnen und für eine Gesellschaft hat, reflektiert Daniel Busch in einem Artikel über die Flintstones, die von ihm geleitete Bigband der Musikschule Neukölln.
Was er für da über die Bigband geschrieben habe, gelte auch für die Klassik: „Gemeinsames Musizieren befördert Schlüsselqualifikationen. Sich über die Sprache Musik mit seinen Fähigkeiten einzubringen, seine musikalischen Möglichkeiten zu einem gemeinsamen Ensemble-Klang zusammenzufügen, aufeinander zu hören – all das fordert und fördert soziale Kompetenz, Geduld und Durchhaltevermögen.“
Um diese Schlüsselqualifikationen wird es auch am Wochenende gehen. An einem Ort namens Hölzerner See, geeignet für Trainingslager, Projektfahrten, Feuerwehrcamps, Feste und Feiern – um nur ein paar der möglichen Nutzungen zu nennen, die das KiEZ Hölzerner See anbietet. Auf so ein Probenwochenende trifft ja einiges davon zu. Mit Schwimmen, Baden und Bootfahren wird es wohl nichts. Aber wir sind sowieso woanders. Im „Elias“, und dabei an den entscheidenden Stellen hoffentlich fast unhörbar, demnächst auch im Berliner Dom.