Anja Rützels Kolumne: Helene Fischer schwitzt auch, sie ist eine von uns
Denise Merten influencert sich durch die Konsumabgründe, Brad Pitt lüftet untenrum, viel Ehre für einen Ex-Bürgerschreck. Die Woche auf dem Boulevard.

Frau Rützel, wer hat Sie diese Woche wütend gemacht?
Denise Merten. Glückliche Menschen, die nicht regelmäßig so tief durch die TV-Sümpfe waten wie ich, kennen das Ex-„Bachelor“- und Ex-„Sommerhaus der Stars“-Trashvögelein wahrscheinlich nicht, das sich jetzt vor allem durch die Konsumabgründe influencert – und vergangene Woche tatsächlich einen Kaugummi bewarb, der bei sorgfältiger Malmerei angeblich vor Corona schützt. „Zwei Stunden voll Schutz, keine Ansteckung und kein Weitergeben, wenn man es hat“, versprach Merten ihren Followern, was natürlich ausgemachter Kokolores ist. Nicht einmal der Hersteller selbst verspricht solchen unhaltbaren Unsinn, angeblich sollen die Kaugummis offiziell die Virenlast im Mund zeitweilig reduzieren, wodurch man dann weniger ansteckend für seine Umwelt sei. Doch auch das ist nicht durch Studien nachgewiesen, also reine Behauptungsfolklore. Mich nervt es auch, wenn pauschal über alle Influencer gehöhnt wird, aber derartige Vollausfälle sorgen eben immer wieder dafür, dass der Weg zum ehrenwerten Ausbildungsberuf noch sehr weit ist.

Brad Pitt zeigte am Dienstag bei seinem Besuch in Berlin reichlich Wade: Zur Premiere seines Filmes „Bullet Train“ kam er im Rock. Wie fanden Sie das Outfit?
Prinzipiell sehr gut, ich bin absolut dafür, dass auch Männer untenrum lüften sollten, wenn ihnen danach ist. Das spezielle, braune Rustikal-Modell, das Brad trug, hat mich jetzt aber nicht komplett überzeugt, zusammen mit dem lose darüber hängenden Hemd sah das für mich etwas nach überstürztem Ausbruch aus der Umkleidekabine aus, man kennt solche Szenen aus verrückten Verwechslungskomödien. Da fand ich den schwarzen Röckchenaufzug von Schauspieler Lars Eidinger deutlich schicker, den er bei der Premierenfeier der Salzburger Festspiele zeigte. Ungeschlagener Männerrockträger bleibt für mich einstweilen Harry Styles, der vergangene Woche außerdem ein wunderbares Konzert in der Mercedes-Benz-Arena gab – ich schleppte mich trotz Bruthitze hin und hatte sehr viel Spaß, auch dank der ohne Pardon ausrastenden Brüll- und Kreischmädchen um mich herum. Ach, süße Jugend!
Eine auf den ersten Blick etwas schräge Ehre wurde Rapper Bushido zuteil: Der Bundespräsident persönlich übernahm die Patenschaft für Bushidos im November geborene Drillinge.
Wie bei vielen ulkigen Dingen wird alles leider gleich deutlich weniger witzig, wenn man den etwas kleiner gedruckten Teil liest: Ab dem siebten Kind einer Familie kann der Bundespräsident nämlich ganz generell Ehrenpate werden, wenn die Familie das möchte und entsprechend beantragt. Lustig ist also eigentlich nicht die Vorstellung, dass Frank-Walter Steinmeier beim fünften Geburtstag der Drillinge dann zu Topfschlagen und Wurstschnappen bei Bushidos daheim auftaucht, sondern die Vorstellung, dass der ehemalige Bürgerschreck nun sorgfältig den entsprechenden Patenschaftsantrag ausgefüllt hat. Aber gut, wir werden alle nicht jünger und wilder.
Letztens sprachen wir hier über die dann doch gar nicht mal so aufregende Eheschließung von Christian Lindner und Franca Lehfeldt. Nun haben vergangenes Wochenende überraschend auch Jennifer Lopez und Ben Affleck geheiratet – schneiden die beiden stylemäßig besser ab?
In meinen Augen auf jeden Fall, aber ich habe auch eine Schwäche für leicht überhastete Promihochzeiten – die beiden hatten nach jahrelangen Irrungen und Wirrungen ja erst im vergangenen Sommer wieder zueinander gefunden. Wie man hört, sollen sie denkbar unprätentiös und ohne Termin in einer Hochzeitskapelle in Las Vegas aufgetaucht sein – der Trauungsbevollmächtige sei nach einem anstrengenden Samstagabend mit fünf Trauungen nach 21 Uhr gerade dabei gewesen, die Kapelle für den nächsten Tag besenrein herzurichten, als die beiden hereinschneiten und sich dann zackzack mit dem Basispaket verehelichen ließen.
Was macht eigentlich Helene Fischer?
Wie so oft weiß man das nicht genau. Aber aus gut unterrichteten Schlawinerkreisen habe ich gehört: Sie schwitzt auch. Sie ist eine von uns.