„Anne Will“ zu Länderspiel-Absage: „Ich möchte nicht alles wissen, was die Behörden wissen“

„Live senden wir heute Abend“, sagte Anne Will zu Anfang, „denn das sind unruhige Zeiten.“ Dann fasste sie die Nachrichtenlage des Tages zusammen. Tatsächlich war es ja bis kurz vor Beginn der Sendung nicht sicher, welchen Erfolg der Polizeieinsatz in Saint-Denis bei Paris hatte. „Nach der Absage des Fußballspiels - Wie bedroht sind wir vom islamistischen Terror?“, hieß das kurzfristig angesetzte Thema.

Der entsprechende Stargast hätte auch das Spiel sehen wollen. Es war Boris Pistorius, SPD, der Innenminister von Niedersachsen. Er wiederholte, was er seit Dienstagabend mehrfach gesagt hatte: Dass es richtig war, das Spiel nach den Ereignissen in Paris durchführen zu wollen. Dass es aber auch richtig war, es dann abzusagen.

Anders als der Bundesinnenminister, der verunsicherte, indem er nicht verunsichern wollte, trat der Niedersachse ruhig und gelassen auf, ein Vertrauensbollwerk in schwerer Zeit. Ob es jetzt noch mehr Absagen von Fußballspielen, Konzerten, Veranstaltungen geben werde, fragte Anne Will. Pistorius beruhigte auch da: Die Sicherheitsbehörden bekämen jeden Tag unzählige Hinweise auf Bedrohungen, sie hätten daher genug Erfahrung, wie man damit umgeht, sie könnten bewerten, ob wie belastbar die Informationen sind, könnten Trittbrettfahrer erkennen.

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Innere Sicherheit muss im Nahen Osten verhandelt werden

Das griff Gerhart Baum, der selbst mal Bundesinnenminister war, später mit dem schönen Satz auf: „Ich möchte auch nicht alles wissen, was die Behörden wissen.“ Er hat in seiner aktiven politischen Zeit den Terrorismus auch als massive Bedrohung erlebt, doch der richtete sich in den Siebzigerjahren gegen Politiker und adere Repräsentanten des Staates. „Jetzt leben wir in einer anderen Phase. Jetzt wird wahllos geschossen. Alle müssen sich bedroht fühlen.“

Ein weiterer Gast aus Niedersachsen bildete die Klammer zwischen dem neuen und dem alten Sendungsthema. Die Fernsehjournalistin Düzen Tekkal sagte, wenn sie von Anschlägen hörte, habe sie immer gedacht, das sei weit weg, „ich bin zum Glück in Deutschland“. Sie wurde als Tochter von Kurden jesidischen Glaubens in Hannover geboren. Die Anschlagsdrohung vom Dienstag habe deutlich gezeigt: „Die innere Sicherheit Deutschlands muss auch im Nahen Osten verhandelt werden.“

Lesen Sie im nächsten Abschnitt, wie der IS sein Terrorregime führt.