Hier müssen Sie am Wochenende hin: Die Kulturtipps der Redaktion

Unser Kulturteam hat die attraktivsten Events für dieses Wochenende gefunden – samt dem einen Berliner, der noch nicht die Kontrolle über sein Leben verloren hat.

Uroš Pajović / BLZ

Die Winterkonzerte des Charité Chors Berlin

Der Charité Chor Berlin
Der Charité Chor BerlinSimon Hertling

Wer es noch nichts wusste: An der Charité gibt es einen Chor. Der Charité Chor Berlin besteht aus Studierenden der Charité sowie auch anderen Berliner Unis und jungen Berufstätigen. Der junge Chor gibt an diesem Wochenende zwei Winterkonzerte mit dem Titel „Pieces of Piece“, mit denen er große Fragen stellt: Was ist Frieden? Was ist Krieg? Was ist Freiheit? Mithilfe musikalischer und sprachlicher (Bruch-)Stücke erschaffen sie ein Bild unterschiedlicher Kriegserfahrungen und Friedensvorstellungen. Es erklingen Werke von Heinrich Schütz („Verleih uns Frieden“), Benjamin Britten („Advance Democracy“) und Frank Ticheli („Earth Song“) sowie Worte und Gedichte, darunter Matthias Claudius’ „’s ist Krieg“ und Ernst Jandls „Schtzngrmm“, ein Gedicht, mit dem er versucht hat, das, was er im Zweiten Weltkrieg im Schützengraben erlebte, lautmalerisch darzustellen. Die künstlerische Leitung hat Adrian Emans. Susanne Lenz

Pieces of Piece. 18. Februar, 19.30 Uhr, Kirche zum Heilsbronnen, Heilsbronner Str. 20, 19. Februar,  18 Uhr, ‍Zwölf-Apostel-Kirche, An der Apostelkirche 1, Tickets hier


„Yerma“: Caroline Peters in der Schaubühne

Das Stück „Yerma“, für das sich der auch Regie führende Simon Stone von dem gleichnamigen Lorca-Drama inspirieren ließ, erzählt die Geschichte einer erfolgreichen Frau aus der gehobenen Mittelschicht, die sich beruflich und privat auf einem gelungenen Lebensweg befindet. Alles, was sie erreichen kann, hat sie erreicht. Auch das Liebesleben und der gefundene Partner sind reif für geordnete Bahnen. Fehlt nur noch ein Kind.  

Die Inszenierung findet in einer Art Terrarium statt, das meistens leer ist, aber in dem sich für einen Moment der Wunsch erfüllt und Wirklichkeit wird. Die Zuschauer und die Hauptfigur, gespielt von der umwerfenden Caroline Peters, bekommen ein echtes Baby zu sehen. Von dieser Erscheinung kann man sich nicht mehr lösen, nichts ergibt mehr Sinn, die Identität löst sich auf, die Biografie ist gescheitert – und wird von Yerma zu einem konsequenten Ende geführt. Woher kommt diese Macht der Zuschreibungen? Wie kann sich eine Frau von der Mutterrolle befreien, die ihr so tief in die Seele gegraben zu sein scheint. Die Obsessionen gewinnen bei Caroline Peters eine unabwendbare Wucht und Glaubwürdigkeit. Ein reinigendes Erschrecken! Ulrich Seidler

Yerma. 18.2. 20 Uhr, 19.2. 17 Uhr in der Schaubühne, Karten unter Tel.: 89 00 23 oder schaubuehne.de

Lasst die Fantasie von der Leine! Katrin Wegemanns „Metamorphosen“ in der Alten Feuerwache

Blick in Katrin Wegemanns Ausstellung „Eigenleben“
Blick in Katrin Wegemanns Ausstellung „Eigenleben“Bernd Borchardt/Projektraum Alte Feuerwache

„Eigenleben“ nennt die Berliner Bildhauerin Katrin Wegemann ihre Ausstellung mit all den rätselhaften, schön-monströsen Gebilden. Im Friedrichshainer Projektraum Alte Feuerwache sind sie ausgebreitet, ruhen, halten Meeting oder meditieren vor sich hin. Bei manchen dieser farbigen keramischen Plastiken könnte man an Früchte denken, an Samenkapseln, an exotische Gewächse, Tiere, Gehäuse, biomorphe Gefäße. Oder an Masken und Mimesis. Irgendwie sind es allesamt Module der Natur.

Den Assoziationen sind keine Grenzen gesetzt, als wolle die Künstlerin uns animieren, ja provozieren, mal alle Register unserer Fantasie zu ziehen, sie von der Leine zu lassen angesichts dieser wundersamen Wesen aus dem Erdstoff Ton. Wir sehen Transparenz, fließende Formen, biegsame Balance und fragile Statik, erleben Bildhauerei und dazwischen Zeichnungen, lineare Strukturen, die schon künftige plastische Gebilde erahnen lassen, Formen, die von innen nach außen wachsen und wuchern.

Wegemann formt wie spielend Metamorphosen; sie verwandelt Formen der Natur in etwas Neues, in Paraphrasen zu den eigentlich unnachahmlichen Gebilden der Unterwasserfauna und der Flora. Man denkt an Wasser, Wellen und ans Brausen der Winde, an Tentakel und Kopffüßler, an Muscheln und Schnecken. Rot bemalte Tropfen, Trompeten- und Trichterformen, Saugrüssel, Kegel und Kreisel füllen in ihrer Exotik das Podest.

Alles ist im Werden, im Wachsen, in Veränderung. Das sind keine „Nature morte“-Werke, keine Vanitas, welche die unabdingbare Endlichkeit alles Irdischen melancholisch betrauern. Dies sind vitale, sich hoffnungsvoll an jede Lage anpassende Lebensformen, übersetzt ins ebenso unerschöpfliche Formenvokabular der Kunst. Ingeborg Ruthe

Projektraum Alte Feuerwache, Marchlewskistr. 6, Friedrichshain, bis 26. Februar, So.–Mi. 12–19 Uhr/Do.–Sa. 12–20 Uhr


Stars auflauern am Berlinale Palast

Wahrscheinlich werden im ganzen restlichen Jahr nicht so viele Promis in Berlin auf einem Haufen anzutreffen sein wie an diesem Wochenende. Auch Menschen, die sich für die solche eigentlich nicht groß interessieren, sei deshalb empfohlen, sich die euphorisch-wuselige Atmosphäre am Potsdamer Platz mal zu Gemüte zu führen – wenn es kalt oder langweilig wird, kann man immer noch den neuen Food Court im „The Playce“ (den umgebauten Potsdamer Platz Arkaden) ausprobieren.

Auf den Teppich und/oder ins Hyatt zur Pressekonferenz kommen am Wochenende voraussichtlich Sean Penn, U2, Sydney Sweeney, Felix Lobrecht, Franz Rogowksi, Vicky Krieps, Margarethe von Trotta und Boris Becker, der am Sonntag um 10.10 Uhr über den Dokumentarfilm „Boom! Boom! The World vs. Boris Becker“ sprechen soll. Auch immer möglich sind natürlich Begegnungen mit Mitgliedern der Jury, die in diesem Jahr von Schauspielerin Kristen Stewart angeführt wird. Claudia Reinhard

Auch der Stoiker Boris Becker soll zur Berlinale in die Hauptstadt reisen. 
Auch der Stoiker Boris Becker soll zur Berlinale in die Hauptstadt reisen. AP

Konzerte: Max Raabe und Palast Orchester im Admiralspalast

Kennen Sie den einen Mann in Berlin, der auch während der Pandemie-Lockdowns im „Home-Office“ todsicher nicht in die Jogginghose geschlüpft ist? Natürlich Max Raabe. „Ich kann Ihnen versichern, dass ich keine Hose mit Gummizug habe“, sagt der. „Nicht im Schrank und nicht an mir.“ Karl Lagerfeld wird sich im Grab freuen: Max Raabe ist der eine Typ in Berlin, der noch nicht die Kontrolle über sein Leben verloren hat. 

Nicht umsonst ist er einer der am edelsten gekleideten Männer der Stadt. Manche behaupten, sie hätten ihn sogar schon auf dem Drahtesel im Frack gesehen. Doch da muss wohl die Fantasie mit Leuten durchgehen, denn Max Raabe schwört das Gegenteil: „Im Smoking bin ich wohl mal auf dem Rad unterwegs. Aber nicht im Frack! Das wäre gefährlich, weil dann die Frackschwänze in die Speichen geraten, und dann liegt man da!“ Und das will natürlich niemand. 

Doch keine Sorge: Max Raabe ist heil durch die Pandemie gekommen, musste zwar über hundert Konzerte mit seinem Palast Orchester verschieben, doch nun ist er zurück, an gleich zehn aufeinanderfolgenden Abenden (16. Februar bis 26. Februar) in seiner Wohnstadt Berlin, darunter gleich dreimal dieses Wochenende. Und wo singt der Bariton stilecht mit dem Palast Orchester? Natürlich im Admiralspalast. Joggingfrack und Joggingsmoking nicht vergessen! Stefan Hochgesand

Admiralspalast, Friedrichstraße 101, Freitag, 17.2., Samstag, 18.2., Sonntag, 19.2., 20 Uhr, Tickets ab 29 Euro


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