Mirai Mens ist 13 Jahre alt, liebt Literatur und bekam für ihren Blog gerade den Deutschen Lesepreis. Wir haben sie gebeten, ihre ganz persönlichen Lesetipps zu verraten.
Mirai Mens verschlingt Buch um Buch. Über ihre Lese- Erlebnisse bloggt sie im Netz.
Foto: Berliner Zeitung/Gerd Engelsmann
Berlin-Pankow - Wer in der Wohnung von Familie Mens/Lange einen Schritt ins Zimmer der Tochter Mirai setzt, der staunt. Regale bis zur Decke, Bücher über Bücher. Die 13-Jährige liebt Literatur über alles – und hat sich mit den Buchkritiken, die sie in einem Blog im Netz veröffentlicht, sogar schon deutschlandweit einen Namen gemacht.
Für ihr Engagement wurde sie jetzt mit dem Deutschen Lesepreis ausgezeichnet. Mit dem Lesen fing Mirai schon sehr früh an. „Ich habe es mir im Alter von fünf Jahren selbst beigebracht“, erzählt sie. Ihre Eltern lasen ihr damals immer vor, das kleine Mädchen folgte aufmerksam. „Und sie las immer mit“, erinnert sich ihre Mutter Fenja. Kurz nach dem Eintritt in die erste Klasse konnte Mirai selbstständig lesen und begann, ein Buch nach dem anderen zu verschlingen.
„Meine Eltern mussten jeden zweiten Tag in die Bibliothek gehen“, sagt sie. „Und schon mit sieben Jahren fuhr ich mit meiner Mama auf die Leipziger Buchmesse.“ Später begann sie, im Rahmen einer Kinder-Aktion eines Buchladens in Prenzlauer Berg Rezensionen für Kinderbücher zu schreiben.
Bücher entführen wunderbar in andere Welten.
Mirai
2018 interviewte Mirai auf der Buchmesse eine Schriftstellerin, kam mit Bloggern in Kontakt. „Danach hatte ich Osterferien und startete meinen eigenen Blog.“ Auf „Lass mal lesen!“ veröffentlicht sie Besprechungen und Interviews mit Autorinnen und Autoren. Außerdem ist sie auf Instagram unter @lesehexemimi aktiv. Eine Arbeit, mit der sie auch andere für das Lesen begeistern möchte.
„Bücher entführen wunderbar in andere Welten“, sagt sie. „Ich finde es schade, dass manche Kinder und Jugendliche nicht lesen. Sie verpassen echt viel!“ Für Literatur zu begeistern sei Aufgabe der Eltern und der Lehrer. „Es gibt aber leider Eltern, die ihren Kindern nicht vorlesen, und Lehrkräfte, die Bücher auswählen, die eher abschrecken.“
Buchtipps von Mirai
Für die Berliner Zeitung wählte Mirai ihre besten Buchtipps aus. Wer also ein Weihnachtsgeschenk für den Nachwuchs sucht, sollte hier fündig werden – und vielleicht schon bald neue, begeisterte Bücherwürmer im eigenen Haushalt haben.
Mirai Mens gibt ihre besten Buchtipps
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Mirai Mens ist 13 Jahre alt, liebt Literatur und bekam für ihren Blog gerade den Deutschen Lesepreis. Wir haben sie gebeten, ihre ganz persönlichen Lesetipps zu verraten.
Für die Berliner Zeitung wählte Mirai ihre besten Buchtipps aus. Wer also ein Weihnachtsgeschenk für den Nachwuchs sucht, sollte hier fündig werden...
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Sei ein Mädchen (Tulipan, 10 Euro) nähert sich auf humorvolle Art und Weise, kindgerecht und mit schönen Illustrationen der Gender-Diskussion an. „Hier sprechen die Bilder für sich! Typischen Klischees über Mädchen, zum Beispiel ,Mädchen können nicht rocken‘ oder ,Mädchen können nicht logisch denken‘, werden mit Cartoons kombiniert, die genau das Gegenteil zeigen und damit klarmachen, wie bescheuert diese Klischees sind“, sagt Miran Mens. Sie empfiehlt das Buch Kindern ab sechs Jahren – aber eigentlich allen, die etwas lernen wollen.
Foto: Tulipan
Das Neinhorn (Carlsen, 13 Euro) aus der Feder von Marc-Uwe Kling, Autor der „Känguru-Chroniken“, erzählt die Geschichte eines kleinen Einhorns, das im Herzwald zur Welt kommt. Obwohl alle ganz liebevoll zu ihm sind, sagt es immer nur „Nein“ – ein verwirrendes Tierchen. „Ein sehr witziges Buch über ein kleines Einhorn, das seinen eigenen Kopf hat und FreundInnen findet, die ähnlich schräg sind“, sagt Mirai Mens. „Zum Beispiel die KönigsDOCHter, den NahUND und den WASbär.“ Altersempfehlung: ab 3 Jahren, aber geeignet für alle Altersstufen.
Foto: Carlsen
Prinzessin Undercover – Geheimnisse von Connie Glynn (Fischer KJB, 18 Euro) erzählt die Geschichte von Prinzessin Ellie, die keine Prinzessin sein, sondern ein ganz normales Leben führen möchte. Bei Lottie ist es umgekehrt. Also tauschen die beiden Mädchen kurzerhand die Rollen ... „Ich habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen und war überwältigt. Es ist keine klassische Prinzessinnen-Geschichte, sondern es geht um viel mehr: um Liebe, Abenteuer, Träume – und vor allem um zwei Freundinnen, die einander brauchen, um glücklich zu sein.“ Für Leser ab 12.
Foto: Fischer KJB
„Eine coole, schöne, tiefgründige, ermutigende, mitunter auch lustige und absolut fesselnde Geschichte über vier Jugendliche, die als Schulversager gelten und eine letzte Chance bekommen, doch einen Abschluss zu machen“ – so fasst Mirai das Buch Voll verkackt ist halb gewonnen von Tom Limes (Arena, 12 Euro) zusammen. „Auch das Tourette-Syndrom spielt in dem Buch eine Rolle. Tom Limes ist einer von wenigen AutorInnen, die Pubertätsthemen aufgreifen und so darüber schreiben, dass die Bücher für Mädchen und Jungs interessant und lesenswert sind.“ Ab 14.
Foto: Arena
„Tolles Kinderbuch mit niedlichen Zeichnungen, sympathischen Charakteren und viel Witz und Spannung“ – so fällt Mirais Urteil über das Buch Petronella Apfelmus – Verhext und festgeklebt (Boje, 13 Euro) aus. Die Apfelbaumhexe Petronella genießt die Ruhe in ihrer fruchtigen Wohnung, bis eines Tages Familie Kuchenbrand mit den neugierigen Zwillingen Lea und Luis in das benachbarte Müllerhaus einzieht. Das Abenteuer beginnt ... „Unbedingt lesenswert“, sagt Mirai, „und toll für Mädchen und Jungs!“ Ihre Altersempfehlung: ab 6 Jahren, für Selbstleser ab 8.
Foto: Boje
Das Buch Die Stille zwischen den Sekunden von Tania Witte (Arena, 15 Euro) fesselte Mirai sofort. „Die Geschichte ist spannend, emotional und spricht viele wichtige Themen an wie Terror, Tod, Flucht, Trauma, Freundschaft, Liebe, Social Media. Alles passt super zusammen.“ Es geht um Mara, die einem Bombenattentat in der U-Bahn entgeht. Ihre Mitschüler nennen sie „Das Mädchen, das überlebt hat“ und erwarten Betroffenheit von ihr. Mara hat nur eine Warnung: „Das Ende ist nichts für schwache Nerven ... Ansonsten: absolute Leseempfehlung für Jugendliche ab 12!“
Foto: Arena
Als sein Vater von einem Bergtroll entführt wird, steht Gregs Leben Kopf. Denn er stammt von einem uralten Zwergenvolk ab, das in einem Höhlensystem unter Chicago lebt. Was nun? Er muss die Zwergenausbildung absolvieren und gleichzeitig seinen Vater finden. Die Legende von Greg (Carlsen, 16,99 Euro) ist eine „spannende und witzige Fantasy-Geschichte im Stil der Percy-Jackson-Bücher“, sagt Mirai. „Mir hat besonders gut gefallen, dass so viele magische Wesen aus der nordischen Mythologie darin auftauchen.“ Das Buch ist geeignet für Kinder ab 10.
Foto: Carlsen
Dass ein Einsatz wie der von Mirai wichtig ist, hat auch die Stiftung Lesen erkannt – erst Anfang November erhielt die 13-Jährige deshalb den Deutschen Lesepreis in der Kategorie „Herausragendes Individuelles Engagement“. Sie setzte sich damit gegen Hunderte andere Bewerber durch. „Ich war sehr überrascht über den ersten Platz – aber habe mich natürlich riesig darüber gefreut!“
Auch zukünftig wird Mirai am Blog arbeiten. Derzeit lernt sie im Humboldt-Gymnasium in Tegel, besucht eine Schnelllerner-Klasse. Auch außerhalb des Deutschunterrichts kommt sie gut klar. „Mir liegen Naturwissenschaften, nur Mathe finde ich manchmal etwas anstrengend.“