Berlinale-Kolumne: Die Zuschauer der Zukunft

Berlin - Ihr seid alle noch da, wenn wir Mittelalten verschwunden sind, sagt Selma Vilhunen mit Blick ins Publikum. Sie ist die Regisseurin des Films „Stupid Young Heart“ und hält strahlend einen Gläsernen Bären in der Hand. Den hat ihr gerade die Jugendjury des Wettbewerbs Generation 14plus überreicht. Deren Mitglieder sind zwischen 16 und 18, so alt wie die meisten im Publikum.

Zum 42. Mal zeigte die Berlinale ihre Filmreihe speziell für junge Menschen, für jene, die noch da sind, wenn wir Mittelalten die Luft noch weiter verpestet und beim Schmelzen der Pole zugesehen haben, während wir uns an kleinen Eisflauschbären ergötzten. Bei Generation laufen Filme für die Menschen, die gerade noch die stärkste Gruppe der Kinogänger bilden, aber in der Folgezeit dem Kino am auffälligsten abhandenkommen.

In der Statistik von 2017 waren 78 Prozent der 10-19-Jährigen mindestens einmal im Kino. Schaut man auf den Sechsjahresvergleich, sind jedoch in der nächsthöheren Altersgruppe der 20- bis 29-Jährigen mehr als ein Drittel der Besucher verloren gegangen.

Beiträge fast durchweg anspruchsvoll und fesselnd

Wenn ein Film einen so berührt und aufregt wie „Stupid Young Heart“, der von zwei Jugendlichen erzählt, die plötzlich Eltern werden, obwohl sie noch gar nicht wissen, wohin sie selbst im Leben gehören, dann kann der auch das Interesse am Kino wachhalten. Beobachter des diesjährigen Generationen-Jahrgangs lobten, dass die Beiträge fast durchweg anspruchsvoll und fesselnd waren.

Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, sagte am Freitagabend, sein Haus sei ja auch für Film-Vermittlung zuständig. Deshalb unterstütze es die Auszeichnungen durch die Erwachsenen-Jury bei Generation. Aber er würde sich wünschen, dass diese Unterstützung fürs Kino auch das Jahr über stattfinde. Denn ins Kino zu gehen, sei etwas ganz anderes, als Filme auf dem Smartphone-Bildschirm zu gucken.

Recht hat er. Bei Generation, dem Wettbewerb, dessen Karten nur fünf Euro kosten, waren diesmal zu einigen Vorstellungen noch sichtbar Plätze frei geblieben. Dass die Menschen, vor denen noch die ganze Zukunft liegt, sich für Geschichten interessieren, wie sie das Kino erzählt, dass sie solche Angebote wahrnehmen – da sind schon noch wir Mittelalten gefragt, als Eltern und Lehrer und zum Beispiel auch als Bundeszentrale für politische Bildung.

Und was machen Sie mit Ihrer Familie am nächsten Wochenende?