Berlinale-Kolumne zu Berlinale Shorts: Warum Kurzfilme gut für Smartphone-Opfer sind

Meine Aufmerksamkeitsspanne hat sich durch Smartphone und Internet auf ungefähr fünfeinhalb Sekunden verkürzt. Dadurch kann ich jede Serie dreimal gucken, ohne dass es langweilig wird. Ich bekomme nämlich nur noch ein Drittel mit. Währenddessen schreibe ich Textnachrichten, lackiere meine Nägel, lese Twitter, streichle die Katze, sortiere die Wäsche und beantworte E-Mails. Und zwar alles gleichzeitig.

Alleine deshalb schon bin ich für eine größere Diversität im Film. Wenn alle Schauspielerinnen jung und weiß und alle Schauspieler mittelalt und weiß sind, verwechsle ich die dauernd bei meiner Unaufmerksamkeit.

Die Berlinale Shorts sind ein Highlight

Im Kino ist das anders. Dort bin ich durchaus noch in der Lage, 90 Minuten lang einer Geschichte zu folgen, ohne meine Nägel zu lackieren. Allerdings gehen ja heutzutage alle Filme mindestens zwei Stunden. Das heißt, am Ende schweifen meine Gedanken doch wieder ab, und ich verpasse den achten genialen Schachzug des superschlauen Ganoventeams. Aber für uns Smartphone-Opfer gibt es auf der Berlinale zum Glück die Kurzfilme.

Die Berlinale Shorts laufen in mehreren Programmblöcken und sind jedes Jahr eines meiner Highlights. Nicht nur, weil sie kurz sind und man leicht Tickets kriegt, sondern weil bei ihnen sämtliche Filmgenres zusammenkommen. Kurze Spielfilme, Dokus, Animationsfilme und natürlich immer wieder auch diese experimentellen Filme, die ich persönlich aber fürchte. Die sind meistens so, wie ich mir Migräneanfälle vorstelle, aber vielleicht fehlt mir da nur der Künstlerblick.

Anzeige | Zum Weiterlesen scrollen

Dieses Jahr habe ich mir schon zwei Blöcke angeschaut und nur einen Migräneanfall gesehen. Dafür aber auch „Suc de síndria“ von Irene Moray. Der Film bietet einen so berührenden und intimen Einblick in ein Liebespaar nach einem traumatischen Erlebnis, dass ich gar nicht wusste, wohin mit meinen Gefühlen.

Wenn Ihnen der ein oder andere Film persönlich nicht zusagt, dann haben die Berlinale Shorts gegenüber allen anderen Sektionen auch einen entscheidenden Vorteil: Sie sind schnell vorbei.