Berliner Chor gelingt Hit im Internet

Viele Menschen singen am liebsten gemeinsam mit anderen. Aber wie soll das gelingen in Coronazeiten? Der Neue Kammerchor Berlin zeigt, wie es gehen kann.

Berlin- Singen sei das Fundament zur Musik in allen Dingen. Der Satz stammt von dem Komponisten Georg Philipp Telemann. Moderner formuliert es der Chorleiter Adrian Emans: „Für mich ist Singen die natürlichste Form der Musizierens. Gesang berührt die Menschen und kann ihnen gerade in diesen Zeiten Mut machen.“ Emans dirigiert den Neuen Kammerchor Berlin, dem gerade ein viraler Mega-Erfolg gelungen ist. Mehr als 10.000 Menschen haben alleine bei Facebook das Video des Chores angeschaut, bei YouTube ist die Zahl kaum geringer – und weltweit gibt es Anfragen, wie das Projekt denn gelungen sei.

In dem Video sind die Sängerinnen und Sänger des Chores zu sehen, wie sie zu Hause das „Mailied“ von Max Reger singen mit einem aktuellen Text des Chormitglieds Nik Bohnenberger. „Drauss ist alles so prächtig, aber ich sitz’ zu Haus. Doch Musik macht der Isolation frech den Garaus“, so geht es los.  In dem Video sind dann die einzelnen Sängerinnen und Sänger zu sehen, wie sie zu Hause auf ihren Smartphone-Bildschirm schauen und leidenschaftlich singen. 

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Aufwändige Arbeit über vier Tage

Insgesamt vier Tage waren fünf Leute in ihrer Freizeit mit der Produktion beschäftigt. Die Arbeit war so aufwändig, weil die Internettechnik ein zeitgleiches Singen nicht ermöglicht, das liegt an der Zeitverzögerung bei Ton und Bild im Netz. Also erhielten die Chormitglieder ein Video mit dem Dirigat von Emans, dazu die Melodie als Klaviermusik und zur Orientierung so etwas wie ein digitales Metronom. Die Chormitglieder schickten ihr Handyvideo mit dem Gesang an den Tonmeister Simon Hertling, der aus den Einzelstimmen den Chor erklingen ließ. „Der Computer ist dabei an seine Leistungsgrenze gekommen“, sagt Emans.

Mit einem Videoprogramm wurden die einzelnen Beiträge und ein Intro zusammengefügt, dann konnte das Projekt online gehen. Der 31 Jahre alte Emans sagt, dass ihn diese Arbeit aus einem Tief geholt habe, weil keine Proben, keine Konzerte und Wettbewerbe in nächster Zeit möglich sind. Darunter hat der freiberufliche Dirigent gelitten. Bald ist seine Gesprächszeit dann aber auch beendet. Er will sich auf die Proben am Abend vorbereiten. Natürlich digital, dann nutzt er die Plattform Zoom.us. Dort spricht er mit den Sängern über die Interpretation von Stücken. "Es ist doch wichtig, dass man sich hört und sieht in diesen Zeiten", sagt Emans.