Game of Thrones: Charles III. wird auf einem 750 Jahre alten Stuhl gekrönt

Nachhaltiger geht’s nicht: König Charles III. wird auf einem 750 Jahre alten Eichenstuhl gekrönt, den einst der legendäre Edward Longshanks anfertigen ließ.

König Charles III. ist berühmt für seine ökologischen Ansichten. Auf einem uralten Stuhl gekrönt zu werden, dürfte ihm der Nachhaltigkeit wegen gut gefallen.
König Charles III. ist berühmt für seine ökologischen Ansichten. Auf einem uralten Stuhl gekrönt zu werden, dürfte ihm der Nachhaltigkeit wegen gut gefallen.Pool AFP

Seit Monaten hat das Ungetüm keine Ruhe mehr. Für den großen Krönungstag am 6. Mai wird er herausgeputzt, der Coronation Chair – das kostbarste Möbelstück der englischen Krone. Mit speziellen Schwämmen und Wattestäbchen reinigt Krista Blessley, Restauratorin der Londoner Westminster Abbey, die Oberfläche des Throns und klebt in mühevoller Handarbeit die Vergoldung fest. Oft macht das antike, im 13. Jahrhundert gezimmerte Möbel ihre Arbeit wieder zunichte: „Wenn sich die Luftfeuchtigkeit geringfügig ändert, verändern sich das Holz und die komplexe Schichtstruktur“, erklärt Blessley.

Herzstück der Krönungen

Trotzdem ist es für sie ein Privileg, den geschichtsträchtigen Stuhl zu renovieren. „Als Restauratorin ist es wirklich einzigartig, an etwas zu arbeiten, was zu einer Sammlung gehört, aber gleichzeitig weiter in seiner ursprünglichen Funktion genutzt wird“, berichtet sie der Nachrichtenagentur PA. Laut Westminster Abbey ist der Thron für sein Alter in einem bemerkenswerten Zustand. Durch die Renovierungsarbeiten soll er nicht nur der kommenden Krönung, sondern auch den nächsten Jahrhunderten standhalten.

Das wohl kostbarste Möbel Großbritanniens: der Coronation Chair
Das wohl kostbarste Möbel Großbritanniens: der Coronation Chairimago images

Vor 750 Jahren wurde der hölzerne Thron für König Edward I., genannt Edward Longshanks, von Hand gefertigt, der von 1272 bis 1307 regierte (Kinogänger kennen ihn als Gegenspieler des schottischen Rebellen William Wallace in „Braveheart“). Als Herzstück der Krönungen ist er für die Geschichte der britischen Monarchie und das Vereinigte Königreich von großer Bedeutung. Auch Heinrich VIII., Karl I. und Karl II., Queen Victoria und Queen Elizabeth II. wurden auf dem Coronation Chair zum König beziehungsweise zur Königin geweiht. Charles III. führt als 40. Monarch die jahrhundertealte Tradition fort. Fast 70 Jahre nach der Krönung seiner Mutter Elizabeth II. im Jahr 1953 wird der Stuhl seinem Namen bald wieder gerecht.

Vier vergoldete Löwen tragen den fast zwei Meter hohen Thron. Ursprünglich war er in Blattgold gekleidet, das mit zarten Bildern von Vögeln und Blättern geprägt war. Buntes Glas zierte das Stück sowie ein Königsbild von Edward I. Bei ihrer Arbeit entdeckte Blessley bislang ungekannte Details des Stuhls. Beispielsweise dekorierte eine Figur die Rückseite, möglicherweise die eines Königs oder Heiligen.

Unter den Sitz des Throns ließ Edward I. den aus Schottland gewonnenen „Stein von Scone“ einsetzen. Im Englischen ist der massive Sandsteinblock als „Stone of Scone“ oder „Stone of Destiny“ bekannt. Zuvor wurden auf diesem magischen Stein  über Jahrhunderte hinweg schottische Könige gekrönt. Seit 1996 gehört der Stein wieder Schottland. Zur Krönung von Charles soll er in die Westminster Abbey gebracht werden.

In seinem Leben hat der Stuhl einiges mitgemacht. Legendär ist eine Art Graffiti auf der Rückseite. Schuljungen aus dem 18. und 19. Jahrhundert hinterließen wohl Schmierereien mit Namen und Initialen. Ein Besucher verewigte sich mit den Worten „P. Abbott slept in this chair 5–6 July 1800“ (Deutsch: „P. Abbott hat auf diesem Stuhl vom 5. auf den 6. Juli 1800 geschlafen“). Selbst einen Bombenangriff im Jahr 1914 hat der Thron überstanden. Dabei ist bloß eine kleine Ecke abgebrochen.

In weniger als zehn Wochen werden Staatsoberhäupter aus aller Welt sowie zehntausende Besucher bei der prunkvollen Krönungszeremonie von König Charles in London erwartet. Bis dahin arbeitet die Restauratorin der Westminster Abbey auf Hochtouren, sodass der Eichenthron in seiner alten Pracht erstrahlen kann.