Abschied in den Alltag

Die „Chronik der Wende“ ist ein Langzeit-Bestseller des Ch. Links Verlags. Dreimal schon hat der Verlag aber auch eine Chronik in eigener Sache herausgegeben.

Berlin-Zum zehnjährigen Verlagsjubiläum trug sie den Titel „Über unsere Bücher lässt sich streiten“, zum 20-jährigen „Mit Links überleben“ und vor fünf Jahren, zum 25. Geburtstag, hieß sie „Einmischung erwünscht“. Offenbar zum Zeichen dafür, dass diese Formulierungen alle noch gelten, sind sie auf dem Innenumschlag des neuesten Buches abgebildet. Das heißt schlicht: „30 Jahre Ch. Links Verlag. Eine Chronik“.

Christoph Links, im Sommer noch in der Kulturbrauerei fotografiert.
Christoph Links, im Sommer noch in der Kulturbrauerei fotografiert.Sabine Gudath

Für Sonntagabend war zwar auch ein Fest angekündigt, doch dieser Geburtstag ist eine ernste Angelegenheit. Der vor 30 Jahren genau an jenem Tag gegründete Verlag, als in der DDR die Zensur abgeschafft worden war, feiert zugleich seinen Abschied von der Kulturbrauerei. Mit dem Umzug an den Moritzplatz in den kommenden Tagen wird räumlich vollzogen, was vor einem Jahr beschlossen worden ist: Der Verlag, bisher eigenständig, wechselt in die Aufbau-Verlagsgruppe. Der Verleger, der einst Redakteur der Berliner Zeitung war, ist jetzt 65 Jahre alt und hat sich unter verschiedenen Modellen der Nachfolgeregelung für diese Lösung entschieden.

Juristische Streitpunkte

Mehr als eintausend Bücher sind seit 1989 entwickelt, lektoriert, mit Bildern versehen, juristisch überprüft und verkauft worden. Die Chronik listet viele Erfolge auf, zu den jüngten gehört der Bild-Text-Band „Gundermann“, der Andreas Dresens Film über den Musiker ergänzt. Die Chronik benennt auch Computerprobleme, wirtschaftliche Einschnitte und führt Versuche der Einflussnahme auf den Verlag auf. Die von Sachbuchautoren recherchierten Fakten betrachteten manche als unerwünschte Einmischung.

So gab es Prozesse gegen das Buch „Scientology. Wie der Sektenkonzern die Welt erobern will“ von Frank Nordhausen und Liane von Billerbeck. So wird derzeit das Buch „Völkische Landnahme. Alte Sippen, junge Siedler, rechte Ökos“ von Andrea Röpke und Andreas Speit angegriffen: Insgesamt 18 juristische Verbotsversuche erreichten Verlag und Autoren. „Über unsere Bücher lässt sich streiten“ bedeutet bis heute, dass sie Fragen an die Gesellschaft stellen. Christoph Links bleibt noch bis Ende 2020 Geschäftsführer.