Krise als Chance

Wie man den Anti-Corona-Sicherheits-Leerlauf zum persönlichen Atemholen und kulturellen Ausmisten nutzen kann.

Berlin-Also, dass man lernt, den Kaffeespender im Büro mit dem Ellbogen zu bedienen und windschnittig durch sich bereits schließende, aber dankenswerterweise von jemand anderem geöffnete Türen hindurchzuschlüpfen, kann nicht schaden. Und sich von Massenveranstaltungen fernzuhalten, war sowieso schon immer eine gute Entscheidung. Aber auch wenn man dann allein oder mit ausreichend Abstand zu anderen Familienmitgliedern zu Hause sitzt und vor dem stündlich desinfizierten Computer die minütlich eintreffenden Corona-News verfolgt, um keine Wendung zu verpassen, ist das keine Garantie, gesund zu bleiben. 

So sähe sich die Autorin auch gerne. Nichts tun, wenn nichts getan werden kann und die Gedanken auf das Schöne lenken.
So sähe sich die Autorin auch gerne. Nichts tun, wenn nichts getan werden kann und die Gedanken auf das Schöne lenken.

Im Gegenteil vermutlich. Denn dem Gesetz der Anziehung zufolge bringt einen die angestrengte Problemvermeidung ja nur noch näher zum Problem hin, was in diesem Fall bedeutet, dass Infizierte geradezu schlafwandlerisch Ihre Nähe finden könnten. Besser also, sich auf die Lösung zu konzentrieren, die Gesundheit. Und das heißt: die körpereigene Abwehr und Resilienz. Auf das, was Ihnen guttut und was Sie auch tun wollen würden, wenn kein gesellschaftlicher Druck darauf läge.

Vielleicht mag man Theater einfach nicht. Das ist okay.

Es wird sich etwa niemand, der ein Theaterabo hat, umstandslos eingestehen, dass das Unwohlsein, das er stets empfindet, wenn der nächste Besuch dräut, nicht daran liegt, dass er überarbeitet ist, sondern, dass er Theater vielleicht gar nicht mag. Dass es ihm tief in sich drin unangenehm ist, Leute auf der Bühne Texte aufsagen zu hören, dass ihm auch die Beine einschlafen in den engen Reihen und sein Applaus am Ende Ausdruck reinster Erleichterung ist. Dabei lässt sich ein Abo kündigen. Trauen Sie sich. Jetzt. Es wird Ihre Gesundheit stärken.

Wie gesagt: ein Beispiel nur. Dafür, wie sich das momentane gesellschaftliche Atemanhalten zu einem persönlichen Aufatmen nutzen lässt, wie man in der Krise das gewissermaßen yogische Moment entdecken kann. Und da gibt es nicht nur eines.