Claudia Roth wünscht sich Boykott von Roger-Waters-Konzerten
Die Kulturstaatsministerin und Grünenpolitikerin äußert sich zu den Antisemitismusvorwürfen gegen den ehemaligen Sänger von Pink Floyd und die Documenta.

Die Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat sich zu den umstrittenen Auftritten von Roger Waters in Deutschland geäußert und deutlich gemacht, dass sie in ihrer Funktion seine Konzerte nicht verbieten kann und will. „Ich bedauere außerordentlich die Entwicklung eines Musikers, der mit der Gruppe Pink Floyd für viele eine große Bedeutung hatte“, sagte die Grünen-Politikerin der Zeitung Jüdische Allgemeine.
Waters sei mittlerweile „offenkundig zu einem aktiven BDS-Unterstützer und darüber hinaus -Verschwörungstheoretiker geworden“. BDS (Boycott, Divestment and Sanctions) ist eine israelkritische Boykottbewegung, der unter anderem laut Bundestagsbeschluss antisemitische Tendenzen nachgesagt werden.
Roth sieht im Kampf gegen Antisemitismus eine „gesamtgesellschaftliche Aufgabe“ und wünscht sich deshalb, dass Veranstalter auf Konzerte mit Roger Waters verzichten, „und wenn sie dennoch stattfinden sollten, dass er vor leeren Hallen spielt“. Sie wünscht sich also einen Boykott.
„Der Zentralrat ist mein erster Ansprechpartner“ (Claudia Roth)
Roger Waters hatte zuletzt in einem Interview mit der Berliner Zeitung ausführlich über seine kontroversen Standpunkte unter anderem zum Krieg in der Ukraine gesprochen und auch seine Unterstützung für den BDS bekundet. In Polen wurde bereits eins seiner Konzerte abgesagt.
Roth geht auch auf die Diskussionen um die Documenta Fifteen mit als antisemitisch interpretierten Kunstwerken ein und setzt auf mehr Verantwortung. „Der Zentralrat ist mein erster Ansprechpartner, wenn es um die Sorgen der Juden in Deutschland geht.“ Viel wichtiger als eine Rückschau sei es jetzt, die notwendigen Konsequenzen zu ziehen. „Eines muss jedenfalls sein, dass es keine koordinierte Verantwortungslosigkeit geben kann, wie das bei dieser Documenta der Fall war.“ - „Ich fand die Grundidee zunächst spannend, aber man kann keine Documenta machen mit einem kuratorischen Konzept, das auf Kuratieren verzichtet, sich der Verantwortung des Kurators nicht stellt.“
Auch Kollektiven aus verschiedenen Ländern hätte klargemacht werden müssen: „Antisemitismus ist ein globales Problem, er ist in Indonesien nicht weniger schlimm als in jedem anderen Land, und wir in Deutschland haben hier eine besondere Verantwortung, denn Auschwitz ist hier erfunden worden.“
Roger Waters tritt mit seiner „This Is Not A Drill Tour“ am 17. und 18. Mai 2023 in Berlin auf. Am 7. Mai spielt er in Hamburg, am 9. Mai in Köln, am 21. Mai in München und am 28. Mai in Frankfurt.
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