Man kennt es von der Sonnenallee: Bei Essen gibt es keine Integrationsprobleme

Ein ungewöhnliches Staatsbankett im Deutschen Historischen Museum mit der Schriftstellerin Olga Grjasnowa, dem Schauspieler Ayham Majid Agha und ihren Gästen.

Raphael Gross begrüßt die Gäste des Staatsbanketts in seinem Haus, dem Deutschen Historischen Museum.
Raphael Gross begrüßt die Gäste des Staatsbanketts in seinem Haus, dem Deutschen Historischen Museum.Markus Wächter/Berliner Zeitung

Wer wüsste es besser als die Berliner, die extra zur Sonnenallee in Neukölln fahren, um dort Falafel zu essen oder Schawarma, oder um in der Konditorei Damaskus Mabrouma mit Pistazien zu kaufen: Bei Essen gibt es keine Integrationsprobleme, stattdessen Neugier und Interesse. Oder wie die aus Aserbeidschan stammende Schriftstellerin Olga Grjasnowa am Donnerstagabend im Deutschen Historischen Museum sagte: „Gerichte sind willkommene Migranten.“

Es war ein ungewöhnliches Staatsbankett, zu dem sie dort zusammen mit dem Schauspieler Ayham Majid Agha eingeladen hat, der das Exil-Ensemble am Gorki-Theater leitet. Die Gastgeber hatten ein Menü zusammengestellt, das „hinten und vorne nicht zusammenpasst“, wie Olga Grjasnowa schon vor dem ersten Gang zugab. Und darum ging es ja eigentlich auch – um Gerichte mit unklarer Nationalität. Die flugs servierten Dolmas, gefüllte Weinblätter, die alle möglichen Länder als Nationalgericht beanspruchen, sind ein Paradebeispiel. Essen hält sich eben nicht an Grenzen, Besitzansprüche oder Zugehörigkeiten.

Zwischen den Gängen gaben Menschen mit Migrationserfahrung Geschichten über ihre Einbürgerung zum Besten, Khaled Alesmael etwa, Enrico Ippolito, Dmitrij Kapitelman, Lana Lux und Elina Penner. Bei allem Witz, da konnte einem manchmal der Bissen im Halse stecken bleiben.

„Habt ihr schon mal eure Geburtsurkunde gesehen?“

Nichts scheint die Zungen besser zu lösen, als zusammen zu essen. „Habt ihr schon mal eure Geburtsurkunde gesehen?“, fragte jemand. Oder: „In China erlauben sie nur eine Staatsbürgerschaft.“ Der Hauptgang kam auf den Tisch, im Mittelpunkt persischer Safranreis und Albaloo Polo, Reis mit Sauerkirschen. „Ich habe als Kind Farsi gesprochen, aber keinen Reis gegessen“, sagt jemand. Wahrscheinlich eine Katastrophe für die aus dem Iran stammenden Eltern.

Das Bankett fand im Rahmen der Ausstellung „Staatsbürgerschaften“ im DHM statt. Sie ist noch bis zum 12. März zu sehen.