Das Goethe-Institut will sich neu positionieren

Die deutsche Mittlerorganisation der Auswärtigen Kulturpolitik sieht sich immer stärker der Kulturarbeit in illiberalen Kontexten ausgesetzt.

Die Zentrale des Goethe-Instituts in München
Die Zentrale des Goethe-Instituts in Münchenimago stock&people

Das trockene Wort Jahrespressekonferenz klingt nach Leistungsbilanz, Zahlen und dem Verweis auf zurückliegende Veranstaltungen in schwierigen Corona-Zeiten. Carola Lentz, die Präsidentin des Goethe-Instituts, machte jedoch gleich zu Beginn ihres Statements während des am Dienstag zugleich als Präsenz- und Digitalkonferenz abgehaltenen Termins deutlich, in welch fundamentalem Wandel sich das Goethe-Institut, die gerade 70 Jahre alt gewordene Mittlerorganisation der Auswärtigen Kulturpolitik, befindet. „Die Freiräume werden enger“, sagte Lentz und verwies dabei auf große Verschiebungen im globalen Machtgefüge, in dem Europa sich ganz neu verorten müsse.

2021 war ein schwieriges Jahr

2021 war ein sehr schwieriges Jahr für Goethe, in Belarus musste das Institut in Minsk die Arbeit einstellen. Myanmar und Afghanistan sind weitere Standorte, an denen die Arbeit ganz unmittelbar bedroht wurde. „Viele unserer Partner“, so Lentz, „sind zivilgesellschaftliche Akteure, die in unruhigen Zeiten besonders unter Druck geraten.“ Pluralismus und Kunst- und Meinungsfreiheit müssen aktiv geschützt werden, folgerte Lentz. Als einen möglichen Weg, dies zu tun, nannte die 2020 zur Nachfolgerin von Klaus-Dieter Lehmann gewählte Carola Lentz die seit 2018 bestehende Martin-Roth-Initiative, durch die bereits jetzt bedrohte Partner durch Stipendien in Deutschland sowie sicheren Drittländern unterstützt werden.

Eine spannende Frage geht für das Goethe-Institut derzeit auch aus der sich neu formierenden kulturpolitischen Konstellation der neuen Bundesregierung hervor. Es sei gewiss von Vorteil, so Lentz, dass das Amt der Kulturstaatsministerin und das Auswärtige Amt, an das das Goethe-Institut angebunden ist, sich erstmals in der Hand einer Partei, den Bündnisgrünen, befinde. Auf die Frage, ob es im Auswärtigen Amt wie zuletzt eigens eine Staatssekretärin für Kultur geben werde, antwortete Generalsekretär Johannes Ebert indirekt. Das Organigramm des Auswärtigen Amtes jedenfalls sehe diese Position in der Person der grünen Staatssekretärin Katja Keul vor. Genaueres wird wohl erst noch besprochen werden müssen.

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