Humboldt-Forum: Neuer Ärger mit rechten Spendern

Unter den 45.000 Spendern für die Fassadenrekonstruktion des Humboldt-Forums finden sich weitere Geldgeber aus dem rechten Milieu. Überraschen kann das nicht.

Inzwischen abgehängt: die Tafel des Spenders Erhardt Bödecker im Berliner Humboldt-Forum.
Inzwischen abgehängt: die Tafel des Spenders Erhardt Bödecker im Berliner Humboldt-Forum.Berliner Zeitung/Markus Wächter

Der Ärger um das Humboldt-Forum reißt nicht ab. Nachdem unlängst antidemokratische Äußerungen des Großspenders Erhardt Bödecker bekannt geworden waren und ein zu seinen Ehren aufgehängtes Medaillon im Eosander-Portal auf Wunsch seiner Familie wieder abgehängt worden war, sind nun Hinweise auf weitere Geldgeber aus dem rechten Milieu aufgetaucht. Einer davon ist laut dem 3sat-Magazin „Kulturzeit“ der Stuttgarter Orthopäde Karl-Klaus Dittel, der dem „Förderkreis Baden-Württemberg im Förderverein Berliner Schloss“ angehört. Er zähle zu den Gründern des „Vereins zur Erhaltung der Rechtsstaatlichkeit und bürgerlichen Freiheit“, der die AfD unterstützt.

Der Architekt Philipp Oswalt, der den Fall Bödecker aufgedeckt hat, ist nun auf weitere Spender aus der rechten Szene gestoßen. Bei der Organisation namens Preußenabend München, die ans Schloss gespendet hat, sind laut Bayerischem Rundfunk (BR) „rechtskonservative Akademiker, Vertriebenenfunktionäre, AfD-Politiker und Neonazis“ aufgetreten, darunter der Bundeswehr-Oberleutnant Franco A., der inzwischen wegen Terrorverdacht vor Gericht steht. Ferner war in einem Bericht der Süddeutschen Zeitung von einem Autor der rechten Zeitung Junge Freiheit die Rede, ebenfalls Spender, der Name Junge Freiheit ist laut SZ inzwischen aber gelöscht worden.

Das Humboldt-Forum distanziert sich

Das Humboldt-Forum tut sich nun sehr schwer mit den nicht abreißenden Enthüllungen über ideologisch fragwürdige Spender, schließlich enthält die Liste insgesamt 45.000 Einträge. „Die von diesen Spender:innen vertretenen Positionen widersprechen den Werten und ethischen Sichtweisen der Stiftung Humboldt-Forum und der Akteure im Humboldt-Forum. Wir distanzieren uns ausdrücklich davon“, heißt es in einer Stellungnahme des Humboldt-Forums auf Anfrage der Berliner Zeitung. Man werde nun mit dem neuen Stiftungsrat darüber beraten, „wie wir mit Fällen und Positionen umgehen, die zwar nicht im rechtlichen Sinne verfassungsfeindlich oder justiziabel sind, aber grundlegenden Werten widersprechen, die das Humboldt-Forum und seine Akteure vertreten.“

Das Humboldt-Forum verweist zu Recht auf die Entstehungsgeschichte des Wiederaufbaus des Schlosses, in deren Verlauf die Akquise privater Spenden durch den von Wilhelm von Boddien ins Leben gerufenen Förderverein Berliner Schloss stets eine große Rolle gespielt hat. Zum bürgerschaftlichen Engagement, auf das dabei immer stolz verwiesen wurde, gehört ein sehr weit gefasster Begriff von Bürgerlichkeit, in dem rechte und rechtsradikale Gesinnung offenbar kein Ausschlusskriterium darstellten.