Verherrlichung von Kinderpornografie: Klage gegen Schweizer Künstlerin abgelehnt
Miriam Cahn versteht ihr Werk als Anprangerung von Gewalt und Erniedrigung im Kontext von Krieg und Krisen. Eine Klage wegen Kinderpornografie wurde abgelehnt.

Das umstrittene Bild „Fuck abstraction!“ der Schweizer Künstlerin Miriam Cahn muss im Pariser Palais de Tokyo nicht abgehängt werden. Das entschied das Pariser Verwaltungsgericht, vor dem sechs Vereinigungen gegen das Gemälde wegen „Verherrlichung von Kinderpornografie“ geklagt hatten. In einer per Twitter verbreiteten Stellungnahme des Ausstellungshauses heißt es zur Erklärung: Das Bild zeige die Silhouette eines Mannes mit einem sehr mächtigen, gesichtslosen Körper und den zerbrechlichen Körper eines vor ihm knienden, mit auf den Rücken gefesselten Opfers, das an dem Körper des Mannes eine Fellatio durchführt. Inhaltlich gehe es demnach um sexuelle Gewalt als Kriegswaffe, das Bild beziehe sich auf die Kriegsverbrechen etwa in der ukrainischen Stadt Butcha.
Schrecken des Krieges
Dieses Gemälde ist in der Werkschau der Künstlerin „Mein serieller Gedanke“ zu sehen und nicht das einzige, das Gewalt thematisiert. Laut der durch das Palais de Tokyo verbreiteten Begründung für die abgewiesene Klage, könne man es nicht außerhalb seines Kontexts und der Arbeit der Künstlerin Miriam Cahn verstehen. Diese ziele darauf ab, die Schrecken des Krieges anzuprangern.
Miriam Cahn wurde 1949 in Basel geboren und engagierte sich bereits während ihrer Ausbildung in der Gewerbeschule von 1968 bis 1973 in der feministischen und der Anti-Atom-Bewegung. Seither begreift sie ihre Arbeit als ein Mittel zur Anprangerung von Gewalt und Erniedrigung und greift dabei auf gegenwärtige Konflikte und Krisen vom Golfkrieg über den Balkankrieg bis zum Arabischen Frühling und seine Folgen sowie auf die mediale Berichterstattung darüber zurück. Heute biete ihre Arbeit eine zornige Antwort auf den Krieg in der Ukraine und die selektive Behandlung von Flüchtlingen an Europas Grenzen, heißt es auf der Website des Palais de Tokyo. Die Werkschau wurde bereits von 45.000 Menschen besucht und dauert noch bis zum 14. Mai.