Diese beiden Benin-Bronzen gibt Berlin am Freitag Nigeria zurück
Einigung zu kolonialer Raubkunst: Alle in Deutschland befindlichen Benin-Bronzen gehören bald Nigeria, manche bleiben trotzdem in Berlin.

Es ist ein mit großer Bedeutung aufgeladener Akt: Zwei Benin-Bronzen gehen am Freitag in Nigerias Besitz über: der Gedenkkopf eines Königs, ähnlich dem oben abgebildeten, und eine Reliefplatte mit Namen „König mit vier Begleitern“, die einst an die Wand des Palastes im Königreich Benin zierte. Was für eine Symbolkraft, gelten die Bronzen aufgrund der Raubgeschichte doch als Sinnbild kolonialer Erniedrigung.
Dass aber eine Einigung über die Rückgabe der Benin-Bronzen erzielt wurde, wie die Meldungen der letzten Tage lauteten, stimmt nicht ganz. Denn wie viele der rund 1000 Objekte geraubter Kolonialkunst aus dem einstigen Königreich Benin wirklich an Nigeria zurückgehen, und wie viele als Leihgabe in Deutschland bleiben, steht noch gar nicht fest, zumindest was Berlin angeht, wo sich fast die Hälfte dieser Objekte befindet: „Eine konkrete Auswahl ist noch nicht getroffen“, sagte Hermann Parzinger, der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK). Über die Auswahl müssen die beiden Länder sich also erst einigen, und das letzte Wort werden wohl die künftigen Eigentümer haben.
Denn eines ist klar: „Wir sind uns einig, dass das Eigentum an allen in Berlin befindlichen Objekten, die in Benin geraubt wurden, an Nigeria übertragen werden soll“, so Parzinger. Das hat der Stiftungsrat der SPK unter Vorsitz von Kulturstaatsministerin Claudia Roth schon am Montag beschlossen. Für die Benin-Bronzen in der Sammlung des Ethnologischen Museums in Berlin soll im zweiten Halbjahr eine Vereinbarung über eine Eigentumsübertragung und Leihgaben mit Nigeria geschlossen werden.
Eine Absichtserklärung hinsichtlich sämtlicher Bronzen in Deutschland wird am Freitag im Berliner Außenministerium unterzeichnet – und zwar von Claudia Roth, Annalena Baerbock und deren nigerianischen Amtskollegen: dem Kulturminister Lai Mohammed und dem Staatsminister für Auswärtige Angelegenheiten Zubairo Dada. Das ist dann der Moment, an dem die beiden die oben erwähnten Bronzen in Empfang nehmen.
Es klebt Blut daran
Die wertvollen Bronzen wurden bei der sogenannten Britischen Strafexpedition von 1897 in Benin geraubt, die Hauptstadt des Königreichs wurde niedergebrannt. Berlin hat lange auf der Position beharrt, die Objekte rechtmäßig von den Briten erworben zu haben. Doch an ihnen klebt Blut, wie die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy es ausdrückte. Nicht nur im metaphorischen Sinn.
Claudia Roth sagte dazu: „Die Rückgabe von Kulturgütern kann nicht die Wunden der brutalen Kolonialherrschaft heilen, aber sie ist ein erster Schritt für einen neuen Umgang mit der bisher weitgehend ausgeblendeten Vergangenheit. Menschen überall auf der Welt haben ein Recht darauf, Zugang zu ihrem eigenen kulturellen Erbe zu haben. Die Rückgabe der Benin-Bronzen untermauert unser Bekenntnis zur Aufarbeitung unserer Kolonialgeschichte. Sie soll der Anfang sein einer neuen, einer anderen kulturellen Zusammenarbeit.“