Rubisco: Kulturjournalist hat vielleicht eine Idee zur Rettung der Welt

Forschern ist es gelungen, uralte Proteine zu rekonstruieren, die Kohlendioxid binden. Mal eine Frage: Könnte man damit nicht die Klimafrage lösen?

Wie bekommt man das überschüssige Kohlendioxid aus der Atmosphäre?
Wie bekommt man das überschüssige Kohlendioxid aus der Atmosphäre?Bob Hines/Nasa

Die Chance ist gering, dass ein Kulturjournalist mit einem kleinen Zeitungsartikel die Welt rettet. Aber was, wenn der Zufall ausgerechnet in seinem Kopf einen Gedanken untergebracht hat, der das Schlüsselchen zur Lösung unserer Klimafrage sein könnte? Sollte er sich um seinen Ruf sorgen und lieber die Klappe halten? Würde man ihm glauben? Würde überhaupt einer weiterlesen? Würden die Kollegen mit ihrem gesunden Reflex für Konkurrenz, diesen Gedanken nicht sofort zerpflücken? Wären nicht die vielen zermürbten Forscher, die ihr Lebenswerk dem Schrauben und Justieren von Unteraspekten der Klimafrage gewidmet haben, zu Recht ein bisschen stinkig, wenn jetzt in der Berliner Zeitung steht, wo der Schalter ist und wie man ihn umlegt?

Rubisco? Nie gehört.

Einer meiner Lieblingsnewsletter ist der vom Max-Planck-Institut. Neuste Erkenntnisse der Wissenschaft werden möglichst verständlich vermittelt. Die Autoren achten darauf, dass der Bezug zum Alltag und zur Lebenswelt der Leser gegeben ist, was zum Beispiel bei der terrestrischen Evolutionsforschung, in der molekularen Paläontologie oder beim Enzym-Engineering nicht immer einfach ist. All diese Bereiche haben etwas mit Rubisco zu tun, einem Enzym, von dem ich noch nie etwas gehört hatte und ohne das gleichwohl das Leben auf dieser Erde in der uns bekannten Form nicht möglich wäre. Denn Rubisco ist das „Herzstück“ der Fotosynthese.

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Das Gesamtgewicht von Rubisco entspricht etwa dem der ganzen Menschheit. Jährlich bindet das Enzym 400 Milliarden Tonnen Kohlendioxid. Es weste schon vor vier Milliarden Jahren im planetaren Ur-Stoffwechsel auf unserer Erde, als es noch gar keinen Sauerstoff gab. Einem Forscherteam des Max-Planck-Instituts in Marburg ist es in Zusammenarbeit mit der Universität Singapur gelungen, Milliarden Jahre alte Enzyme nachzubauen, wiederzuerwecken. Die weiteren Details, zum Beispiel, dass diese nachgebauten Enzyme irgendwie effektiver bei der Kohlendioxid-Bindung sind, habe ich dann nicht mehr so richtig verstanden, weil ich mit den Gedanken hängen geblieben bin.

Diese besonders effektiven Enzyme, liebe Forscher in Marburg und Singapur, die ihr in eurem Labor rekonstruiert habt – braucht ihr die noch? Wir hätten da ein paar überschüssige Milliarden Tonnen Kohlendioxid. Wenn eure Super-Rubisco-Proteine die verdauen könnten, hättet ihr Bescheid gesagt, oder? Man wird doch mal fragen dürfen.