Roger Waters im Gespräch mit der Berliner Zeitung: Warum er Wladimir Putin verteidigt
Roger Waters soll im Mai in Deutschland auftreten. Doch gegen seine Konzerte regt sich nun Widerstand. Die Berliner Zeitung hat den Künstler dazu befragt.

Die Berliner Zeitung hat mit dem Pink-Floyd-Mitbegründer Roger Waters ein Interview geführt und ihn zu den Protesten gegen seine Konzerte in Deutschland befragt. In dem Interview verteidigt der 79-Jährige seine Standpunkte und behauptet weiterhin, der russische Angriffskrieg in der Ukraine sei von den USA provoziert worden und habe einen langen Vorlauf gehabt. „Die Provokationen der USA und der Nato vor dem Februar 2022 waren extrem und sehr schädlich für die Interessen aller einfachen Menschen in Europa“, so Roger Waters im Interview. Er behauptet weiter, dass die USA die Maidan-Proteste 2014 orchestriert hätten.
Mit der Richtigstellung der Gesprächspartner konfrontiert, dass es Beweise für das Gegenteil gebe und die Proteste in der Ukraine von innen entstanden seien, antwortet Roger Waters: „Ich frage mich, mit welchen Ukrainern Sie gesprochen haben. Ich kann mir vorstellen, dass einige das behaupten. Auf der anderen Seite hat eine große Mehrheit der Ukrainer auf der Krim und im Donbass in Referenden für den Wiederanschluss an die Russische Föderation gestimmt.“
Roger Waters ist ein Unterstützer von BDS
Die Konzerte von Roger Waters wurden in Polen bereits abgesagt. Die Stadt Frankfurt plant ebenfalls eine Absage. Die jüdische Gemeinde der Stadt hatte sich gegen antisemitische Aussagen von Waters und antisemitische Symbole gewandt, die er in der Vergangenheit auf Konzerten getätigt und gezeigt haben soll. Roger Waters widerspricht den Vorwürfen, er sei Antisemit.
Die Gründe für die Absage im polnischen Krakau hält Roger Waters für ein Missverständnis, das zurückzuführen sei auf polnische Russophobie. Waters plädiert für sofortige Friedensverhandlungen zwischen Russland und der Ukraine, die im Interesse der Armen seien. „Die Menschen in Polen sind offensichtlich genauso empfänglich für westliche Propaganda. Ich würde zu ihnen sagen wollen: Ihr seid Brüder und Schwestern, bringt eure Regierungen dazu, den Krieg zu beenden, damit wir einen Moment innehalten und überlegen können: Worum geht es in diesem Krieg? Es geht darum, die Reichen in den westlichen Ländern noch reicher und die Armen überall noch ärmer zu machen.“
Lesen Sie hier das ganze Interview mit Roger Waters

Roger Waters äußert sich auch zu Israel. Er bestreitet die Vorwürfe, seine Aussagen seien antisemitisch. Zum Umgang mit Israel in Deutschland sagt er: „Aber ich denke, Ihre Schuld, wie Sie es ausdrücken, Ihr nationales Schuldgefühl für das, was die Nazis zwischen 1933 und 1945 getan haben, sollte nicht dazu führen, dass Ihre ganze Gesellschaft mit Scheuklappen in Bezug auf Israel herumläuft.“ Es gebe „heute viele Menschen in Deutschland und natürlich auch viele jüdische Menschen in Israel, die offen für eine andere Sichtweise auf Israel sind“. Roger Waters bekennt sich dazu, Teil der BDS-Bewegung zu sein, die Boykotte, Desinvestition und Sanktionen gegen Israel fordert, was von verschiedenen jüdischen Organisationen in Deutschland als antisemitisch eingestuft wird.
Das ganze Interview ist online zu lesen sowie in der Wochenendausgabe der Berliner Zeitung vom 4./5. Februar 2023. Begleitet wird das Interview von Meinungsbeiträgen der Deutsch-Ukrainerin Krista-Marija Läbe und des Historikers Michael Wolffsohn.
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