Der Bundestag hat entschieden: Die Einheitswippe kommt

Berlin - Die Parlamentarier mussten nachsitzen. Die Entscheidung des Deutschen Bundestages, zwei frühere Beschlüsse zur Vollendung des bereits begonnenen Baus eines Freiheits- und Einheitsdenkmals zu bekräftigen, fiel erst in der Nacht zum Freitag. Das zähe Ringen um das Für und Wider des Denkmals spiegelt sich allerdings nicht in dem Abstimmungsergebnis.

Die Parlamentarier haben vielmehr mit großer Übereinstimmung dem politischen Bedürfnis Ausdruck verliehen, dass in der Mitte Berlins, vor dem künftigen Humboldt-Forum, ein Denkmal errichtet werden soll, das die friedliche Revolution von 1989 angemessen würdigt. Im Herbst 2019, zum 30. Jahrestags des Mauerfalls, soll nun also  jenes Denkmal der Öffentlichkeit übergeben werden, das künftig immer dann in Schwingungen versetzt werden wird, wenn Bürger sich darauf gemeinsam in eine Richtung bewegen.

Die Linken stimmten dagegen

Allein die Fraktion der Linken sprach sich gegen das Freiheits- und Einheitsdenkmal in der geplanten Form aus. Der grundsätzlichen Entscheidung   zu einer symbolischen Manifestation  eines der wenigen positiven historischen Ereignisse in der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts  konnten  und wollten aber auch sie sich nicht restloses verweigern. Ein Denkmal ja, aber nicht dieses, lautet  weiterhin das Credo der Linken. Und so war es am Donnerstagabend vielleicht keine parlamentarische Sternstunde unter der Reichstagskuppel, aber wohl doch ein bemerkenswerter Abschluss einer zuletzt immer wieder neu aufgebrandeten geschichtspolitischen Willensbildung.

Nach all den zurückliegenden Einwänden gegen den Entwurf des Architektenbüros Milla und Partner, der stets etwas despektierlich als „Einheitswippe“ bezeichnet wurde, ist das ein überwältigendes demokratisches Votum für ein Objekt, dem zuletzt die  Legitimation abhandengekommen war, nachdem der Haushaltausschuss des Bundestages den Weiterbau aufgrund erheblich gestiegener Kosten gestoppt hatte. 

Die Kritik wird vermutlich auch jetzt nicht vollends verstummen. Die Abgeordneten des Deutschen Bundestages haben  eine politische Entscheidung getroffen und keine ästhetische. Es dürfte ihnen aber auch klar gewesen sein, dass man ein Denkmal von derart symbolpolitischer Bedeutung nicht schnöde mit Quittungsblock torpedieren kann. So ist der dritte Bundestagsbeschluss für das Einheitsdenkmal nicht zuletzt auch eine Selbstkorrektur der Abgeordneten auf dem Weg zu ihrer keineswegs widerspruchsfreien Entscheidungsfindung.

Nun müssen die Berliner ran

Und so  müssen am Ende wieder die Berliner und die vielen Besucher der Stadt ran,   um unter Beweis zu stellen, dass die öffentliche Aneignung eines Denkmals ohnehin meist ganz anders verläuft als es sich ihre Urheber  einmal ausgedacht haben.