Der Rembrandt-Kenner: Zum Tod des Berliner Museumsdirektors Jan Kelch
Er war Berliner durch und durch. Und wie sich das für einen solchen gehört, hatte er nur Respekt vor Autoritäten, die sich durch Kenntnisse bewährten. Am vergangenen Montag ist er im Alter von 78 Jahren nach kurzer Krankheit in Berlin gestorben: Jan Kelch, der bedeutende Erforscher des Werkes von Rembrandt und seiner Schule, der Kenner holländischer und flämischer Malerei des „goldenen Zeitalters“. Ihre Werke betreute er in der Berliner Gemäldegalerie seit 1971 als Kustos, von 1996 bis zur Pensionierung 2004, dann auch als Direktor der Gesamtsammlung.
Skandal um den Goldhelm
Kelch war einer, der Wahrheiten auch dann aussprach, wenn sie unbequem waren. Zu seinem Amtsabschied 2004 sagte Kelch der Berliner Zeitung, er könne „einen Katalog der verpassten Gelegenheiten“ aufstellen, bei denen die Staatlichen Museen versagt hätten im Ausbau auch der Sammlungen Alter Meister. Oder der Skandal um den „Mann mit dem Goldhelm“: Kelch und seine Kollegen hatten das Gemälde, das als Inbegriff des Grüblerischen, ja, „Deutschen“ im Werk Rembrandts galt, einem unbekannten Maler zugeschrieben.
Es gab es einen Sturm der Entrüstung. Kelch aber wurde nicht müde zu erklären, dass der künstlerische Wert des Gemäldes nicht gemindert sei.
Liebe zu Seestücken
Wie wichtig der rationale, wissenschaftliche Zugang zur Kunst ist, propagierte er in zwei großen Rembrandt-Ausstellungen, aber auch in der großartigen Ausstellung „Herren der Meere“ über holländische Schiffahrtsgemälde des 17. Jahrhunderts 1997 im Bode-Museum, das er gern erweitert gesehen hätte. Stattdessen hielt die Stadt an dem seit den 1960er-Jahren in West-Berlin geplanten Bau der Neuen Gemäldegalerie fest.
Zum bis heute andauernden Unglück der Berliner Museen wurde das Projekt am Kulturforum durchgesetzt. Kelch resignierte nicht, richtete dort die Neue Gemäldegalerie als deren erster Direktor ein: als kennerschaftlich orientiertes Museum, in dem die Schulen der westlichen europäischen Malerei seit dem Mittelalter wie sonst nur in der Londoner National Gallery zu studieren sind. Ein Haus, in das er bis kurz vor seinem Tod immer wieder zurückkehrte, um die geliebten Holländer zu studieren.