Favoritin Svetlana Alexijewitsch: Wer bekommt den Literatur-Nobelpreis?

Am zweiten Donnerstag im Oktober, das ist dieses Jahr der heutige 8. Oktober, wird pünktlich um 13 Uhr der Nobelpreisträger für Literatur verkündet. Bis dahin brodeln die Spekulationen, Autoren werden alarmiert, und die Wetten laufen heiß. Das börsennotierte britische Online-Wettbüro Ladbrokes gilt als ziemlich genauer Indikator – die letzten Jahre schoss der künftige Preisträger kurz vor Bekanntgabe noch oben, was auf ein Leck im ansonsten hermetischen Nobelpreis-Komitee schließen ließ.

Wahrscheinlich werden die ewigen Favoriten wie Philip Roth (82) oder Haruki Murakami (66) den Preis wie üblich wieder nicht kriegen. Im letzten Jahr überraschte die Stockholmer Jury mit ihrer Wahl des französischen Schriftstellers Patrick Modiano (70).

Botho wer?

Am Mittwochmittag steht auf Platz eins die weißrussische Schriftstellerin Swetlana Alexijewitsch (67), dahinter Murakami und der auch seit Jahren als knapp danebener Favorit gehandelte Kenianer Ngugi Wa Thiong’o (77). Roth steht nach Joyce Carol Oates auf Platz sechs, Peter Handke auf Platz acht. Und Bob Dylan? Irgendwie unter Fernerliefen im Zwanzigerfeld zwischen Amos Oz und Cesar Aira, aber immerhin noch vor Thomas Pynchon, (Platz 30) und Salman Rushdie (Platz 65).

Etwas überraschend – und damit verdächtig – ist das Aufploppen von Jon Fosse (56) als Nummer vier. Der norwegische Dramatiker gilt als großer Melancholiker mit einem Hang zum Religiösen und ist ein eher unpolitischer Eigenbrötler. Er lebt zurückgezogen mit seiner Familie in einem Dorf an der österreichisch-slowakischen Grenze.

Auch der irische Booker-Preisträger John Banville (69), der unter dem Pseudonym Benjamin Black auch Krimis schreibt, liegt gut vorn – Platz neun hinter Handke und vor der ägyptischen Schriftstellerin, Ärztin, Feministin und Menschenrechtskämpferin Nawal El Saadawi (83).

Gemäß der sich zuspitzenden Wettlage glauben die meisten aber offenbar an einen Preis für die weißrussische Schriftstellerin und Journalistin Svetlana Alexijewitsch. Für ihre engagierte Dokumentarprosa erhielt sie 2013 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Der einzige Deutsche, der sich derzeit Hoffnungen auf den Preis machen kann, soll laut Ladbrokes der Dramatiker Botho Strauß (70) sein. Botho wer?, unter den ersten siebzig gelisteten Kandidaten kommt er nicht einmal vor.