Federboa und Pailletten: „Käfig voller Narren“ gefeiert
Pailletten, Federboas, Fetische - die ohnehin für opulente Inszenierungen bekannte Komische Oper Berlin hat ein neues Bühnenspektakel. Im Musical „La Cage Au...

Berlin-Pailletten, Federboas, Fetische - die ohnehin für opulente Inszenierungen bekannte Komische Oper Berlin hat ein neues Bühnenspektakel. Im Musical „La Cage Aux Folles (Ein Käfig voller Narren)“ von Jerry Hermans geht es um Dragqueens und Showbusiness, vor allem aber um Menschenwürde und die Anerkennung unterschiedlicher Lebensweisen. Die Premiere am Samstagabend feierte das Publikum mit stürmischen Ovationen.
Das Theaterstück stammt von Jean Poiret, der damit bereits 1973 Erfolge in Paris feierte. Den zentralen Song „I am what I am“ aus dem vor 30 Jahren in New York uraufgeführten Musical machte Gloria Gaynor noch 1983 zum internationalen Hit. Bis heute ist der Song, im Musical am Ende des ersten Aktes platziert, eine Hymne von queerer Szene und Gay Pride, dem stolzen Umgang mit der eigenen Sexualität.
Große Tanznummern früherer Stücke gepaart mit zwei schwulen Hauptrollen, in der Entstehungszeit des Stücks war das alles andere als selbstverständlich. „La Cage Aux Folles“ ist ein Plädoyer für Gefühle und Selbstbewusstsein in einer Welt, die nicht nur Grautöne, sondern auch jede Menge knalliger Farben enthält - und auch etwa Glitzer in der Federboa.
Im Nachtclub „La Cage aux Folles“ von Georges (Peter Renz) ist die Dragqueen Zaza (Stefan Kurt) der Star. Gemeinsam haben sie Jean-Michel (Nicky Wuchinger) großgezogen, der sich ausgerechnet in Anne (Maria-Danaé Bansen) verliebt, Tochter aus erzkonservativem Haus. Das Treffen der Eltern wird zum Rausch aus Erkenntnis und Komik.
In der deutschen Erstaufführung 1985 am Theater des Westens wurde Helmut Baumann als Zaza gefeiert. Er ist wieder dabei, diesmal als Restaurantbesitzerin Jacqueline.
Für die Inszenierung ist Barrie Kosky verantwortlich, der langjährige frühere Intendant der Komischen Oper. Der 55-Jährige ist dafür bekannt, regelmäßig viel Glitter, Tüll und knallige Effekte auf die Bühne zu bringen.
Mit „La Cage Aux Folles“ zieht Kosky alle Register des üppig-bunten Musical-Genres. Das Bühnenbild von Rufus Didwiszus mit reichlich sexualisierten Darstellungen von blank ziehenden Lederschwulen bis zu riesigen Phallus-Vasen und ähnlich geformten Sofas schafft den Rahmen für fröhliche Deftigkeiten.
Im Lauf des gut dreistündigen Abends sind immer wieder mehrere Dutzend Dragqueens auf der Bühne. „Kein Theater der Welt außer einem deutschen Opernhaus könnte das schaffen“, so Kosky.
Die Komische Oper legt ihrer Inszenierung eine kleine Vorwarnung bei: „Empfohlen ab 16 Jahren“.