„Feel Feelings“ von Soko: Ein Album wie ein Ausflug an den Strand

Die französische Sängerin Stéphanie Sokolinski spielt gerne mit Fantasien – f��r das dritte Album „Feel Feelings“ auch mit Lo-Fi und Dream-Pop.

Die französische Sängerin Soko.
Die französische Sängerin Soko.Evan Tan

In einem mit Erdbeeren bestickten Kleid sitzt sie unter einem Baum. Die Sonne sticht ihr ins Gesicht, ihre dunklen Haare sind wie zu Micky-Maus-Ohren gebunden. Freudig fängt sie an, einen großen grünen Teddybären mit Orangen zu füttern. Im Hintergrund jangelt dazu eine Gitarre, und irgendwo scheint jemand ein paar Töne aus dem Synthesizer hervorzulocken. „Bist du ein Zauberer?“, flüstert Soko mit tiefer Stimme. Doch der Teddybär lacht nur.

Ob sie verrückt ist? Das lässt sich nicht genau sagen, denn Stéphanie Sokolinski hatte schon immer ihre besondere Art, mit Musik, Film und Mode umzugehen. Während sich die 34-jährige Französin in dem Musikvideo ihrer verträumten Lo-Fi-Indie-Single „Are You A Magician“ in Gucci-Robe und mit XXL-Teddy zeigt, gibt sie sich in der verzückten Indie-Pop-Ballade „Looking For Love“ als burschikose Ritterin, die Richtung Liebesschloss reitet. Und das sind nur zwei der Songs aus ihrem neuen und dritten Album „Feel Feelings“, das gerade erschienen ist.

Stéphanie Sokolinski lehnt sich an Serge Gainsbourg an

Die Musikerin hat in allen ihrer zwölf neuen Stücke eine kleine Überraschung versteckt. Eine Spielerei mit Gitarren, die in „Quiet Storm“ stark an Nirvana erinnern, während sie von einer zerbrochenen Beziehung singt. Oder wenn sie sich in der Franco-Ballade „Blasphème“ an Serge Gainsbourgs „Melody Nelson“ anlehnt, es aber so mit Dream-Pop verziert, dass es locker in einem Remake von Claude Pinoteaus „La Boum“ laufen könnte. Vermutlich würde Soko dann selbst die Hauptrolle übernehmen, sie hat die letzten Jahre nämlich als Schauspielerin (u. a. „ Augustine“, 2012) gearbeitet. Das ist wohl auch ein Grund dafür, warum ihr drittes Album fünf Jahre nach dem punkigen „My Dreams Dictate My Reality“ erscheint. 

Verglichen mit diesem und dem noch etwas folkigen Debüt „I Thought I Was an Alien“ wirkt die neue Platte wie ein erholsamer Ausflug an den Strand. Soko ist nicht nur in ihren Arrangements sauberer geworden, sondern offener, was die Genreauswahl betrifft. Wenn sie auch auf diesem Album von Schmerz und Leid singt, so lassen nun Pop, Dream und Lo-Fi alles nicht mehr so schwer klingen. In einem Interview mit der belgischen Zeitung L’Écho sagte sie, dass sie vor ihrer Veröffentlichung eine Therapie gemacht habe. Zehn Tage lang sei sie in Isolation gewesen, um alle Gefühle, die sie in sich hatte, rauszulassen – „der ganze Thrill, der damit verbunden ist“, darüber hinaus sind sie und ihre Partnerin Eltern geworden.

Dass sie all das noch in ihren Musikvideos modisch und filmisch aufarbeitet, passt gut. So bietet Soko nicht nur einen musikalischen Ausflug aus dem Alltag, sondern auch einen visuellen.

Soko – „Feel Feelings“ (Because Music/ Caroline)