Berlinale-Gala: Selenskyj, Anne Hathaway und Kristen Stewart sind die Stars des Abends

Botschaften für den Frieden in der Ukraine, für die Freiheit von Frauen, aber auch viel Glamour und Glitzer. So lief die Eröffnung der 73. Berlinale. 

Jury-Präsidentin Kristen Stewart auf dem roten Teppich
Jury-Präsidentin Kristen Stewart auf dem roten TeppichFabian Sommer/dpa

Die Roben der Damen waren aufwendig und endlich herrschte wieder dichtes Gedränge auf dem roten Teppich: Alles war nach Corona im Normal-Modus. Am Donnerstagabend startete offiziell die 73. Berlinale – mit einer festlichen Gala am Potsdamer Platz, zu der mehr als 1000 Prominente aus Kunst, Kultur, Wirtschaft und Politik geladen waren. Neben Glitzer und Glamour war man allerdings auch bemüht, dem Ruf gerecht zu werden, wieder ein politisches Festival zu sein. 

Und so hatten die Berlinale-Leitung, Mariëtte Rissenbeek und Carlo Chatria, gleich zu Beginn mehrere Botschaften, erklärten vor allem ihre Solidarität für die Menschen in der Ukraine. „Unsere Gedanken und unser Mitgefühl sind bei den Opfern, der leidenden Bevölkerung, den Millionen von Menschen, die die Ukraine verlassen haben, und den Künstler:innen, die geblieben sind, um ihr Land zu verteidigen und weiter den Krieg zu filmen“, sagten sie.

 Jurypräsidentin und Schauspielerin Kristen Stewart, von Autogrammjägern umlagert 
Jurypräsidentin und Schauspielerin Kristen Stewart, von Autogrammjägern umlagert Jörg Carstensen/dpa
Schauspielerin Anne Hathaway bei der Eröffnung der Berlinale 
Schauspielerin Anne Hathaway bei der Eröffnung der Berlinale Gerald Matzka/dpa

Und riefen gleich danach Hollywoodstar Sean Penn auf die Gala-Bühne, dessen Dokumentation über den Ukraine-Krieg „Superpower“ ebenso auf der Berlinale gezeigt wird. Der Film sollte erst von einem Comedian Wolodymyr Selenskyj handeln, der Präsident geworden war, erzählte Penn. Dann aber, mit Beginn des Krieges in der Ukraine, sei die Doku eine andere geworden, sagte er. Als der Hauptdarsteller aus dem Film, Wolodymyr Selenskyj, live zugeschaltet wurde, gab es Standing Ovations und Tränen der Rührung, unter anderem bei Schauspielerin Anna Thalbach.

Selenskyj erinnerte an die Teilung Berlins, und dass es vor 1989 nicht denkbar gewesen wäre, dass am geteilten Potsdamer Platz eine Berlinale stattfinden könnte. „Für mich ist das sehr symbolisch“, sagte er. Heute sei es Russland, das solch eine Mauer in der Ukraine errichten wolle – zwischen der Freiheit und den Raketen. Der ukrainische Präsident stellte zudem die Frage nach der Rolle der Kultur.  

 Schauspieler Peter Dinklage 
Schauspieler Peter Dinklage Gerald Matzka/dpa

Die Kultur treffe Entscheidungen – ob sie sich gegen etwas stelle oder still bleibe und damit die „Stimme des Bösen“ stärke, sagte er. Ein guter Film rufe Emotionen hervor und daher könne auch gutes Kino helfen, die Welt besser zu machen, so der ukrainische Präsident. Sean Penn strahlte ihn von der Bühne aus an, alle klatschten. Der ukrainische Präsident hatte bereits bei den Eröffnungen der Filmfestspiele von Cannes und Venedig virtuell eine Rede gehalten.

Ernste Worte gab es auch von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsministerin Claudia Roth: „Wir sind mit unseren Herzen bei den Menschen in der Ukraine, aber auch bei den Frauen im Iran und in Afghanistan“, rief sie in den Saal. Daher müsse der kritische Film gefeiert werden. Die Berlinale sei immer ein politisches Festival gewesen, so Roth. Sie fügte hinzu: „Der Film braucht das Licht, wie wir das brauchen.“ Und er erweitere den Blick auf die Welt. 

Dem schloss sich Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) an. Die Freude an diesem Abend sei „nicht ungetrübt“, auch wegen des Krieges in der Ukraine, sagte sie bei der Eröffnungsgala. Der Angriff Putins sei auch ein Angriff auf die Kultur in dem Land. 

Die Schauspieler Oliver Masucci, Frederick Lau und Kida Khodr Ramadan (v.l.n.r.)
Die Schauspieler Oliver Masucci, Frederick Lau und Kida Khodr Ramadan (v.l.n.r.)Gerald Matzka/dpa
Schauspielerin Fritzi Haberlandt
Schauspielerin Fritzi HaberlandtStefanie Loos/AFP

Vor der festlichen Gala gab es den großen Schaulauf der Stars, die noch einmal mehr Glamour auf den Teppich brachten: Fast alle trugen Glitzer-Roben oder Anzüge. Viele Autogrammjäger warteten seit den Mittagsstunden hinter den Absperrungen, als es endlich losging, zückten sie ihre Handys und Stifte. Kreisch-Alarm gab es vor allem bei Kristen Stewart und Hollywoodstar Anne Hathaway. Doch auch Schauspieler wie Lars Eidinger und Matthias Schweighöfer schrieben eifrig Autogramme.

Franziska Giffey, Regierende Bürgermeisterin von Berlin, kommt zur Eröffnung der Berlinale. 
Franziska Giffey, Regierende Bürgermeisterin von Berlin, kommt zur Eröffnung der Berlinale. Monika Skolimowska/dpa

Auch auf dem Teppich gesehen: Katharina Schüttler (im Strass-besetzen Bustier), Emilia Schüle, Veronica Ferres, Iris Berben, Alexandra Maria Lara, Oliver Masucci, Frederick Lau, Meret Becker, Paula Beer, Bibiana Beglau, Benno Fürmann, Fritzi Haberlandt und Kadir Ramadan, um nur einige zu nennen. Aus der Politik kamen unter anderem Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) sowie SPD-Chef Lars Klingbeil. 

Plaudereien gab es ebenso: Mariëtte Rissenbeek freue sich in den kommenden Festivaltagen auf die Doku über die Musikerin Joan Baez sowie auf den Film „Sonne und Beton“, der in Gropiusstadt spielt, verriet sie am roten Teppich. Sibel Kekilli freute sich auf Peter Dinklage, der im Eröffnungsfilm „She came to me“ zu sehen ist. Die beiden kennen sich aus der Serie „Game of Thrones“, in der sie ein Liebespaar spielten.

Auf dem roten Teppich: Solidaritätsbekundungen und Klimakleber

Und schon auf dem Teppich gab es viele Solidaritätsbekundungen. Die Schauspielerin Jasmin Tabatabai entrollte mit weiteren Kolleginnen ein weißes Tuch mit der Aufschrift „Jin, Jivan, Azadi“. Das ist Kurdisch und bedeutet „Frauen, Leben, Freiheit“. Der Slogan prägt die Demonstrationen, die nach der Ermordung von Jina Mahsa Amini durch die iranische Sittenpolizei begannen. Aber auch diese Proteste gab es: Aktivisten der Letzten Generation klebten sich auf dem roten Teppich fest. Die geladenen Gala-Gäste waren zu dem Zeitpunkt allerdings schon im Berlinale-Palast. 

Erste Stars geben sich im Hotel Grand Hyatt die Klinke in die Hand

Schon vor der Gala ließen sich am Donnerstag die Stars sehen. Am Vormittag zeigte sich die Internationale Jury der Presse im Hotel Grand Hyatt am Potsdamer Platz. Ex-„Twilight“-Teeniestar Kristen Stewart stand etwas unbeholfen zwischen ihren Kolleginnen und Kollegen, die kurzen Haare waren verwuschelt, das Gesicht blass. „Ich bin ein bisschen kribbelig“, gab sie zu. Zu ihrer Jury-Präsidentenrolle sagte sie: „Es ist eine süße Last.“ Sie habe so viele professionelle Jury-Kollegen. Sie lächelte, fuhr fort: „Es war nicht meine Entscheidung, hier zu sein. Ich war geschockt, dass sie mich anriefen.“ Stewart, 32, ist die jüngste Jury-Präsidentin aller Zeiten. Sie wird gemeinsam mit ihren Jury-Kollegen in den nächsten Tagen 19 Wettbewerbsfilme sehen und bewerten, wer den Goldenen und Silbernen Bären am Ende erhält. Insgesamt werden auf der Berlinale 287 Filme gezeigt.

Auch von der Jury gab es am Donnerstagvormittag politische Botschaften: „Speziell dieses Festival ist, was seine Geschichte betrifft, auf positive Weise konfrontativ und politisch“, sagt Kristen Stewart. Und fand damit Anklang in der kunterbunten Jury. Der chinesische Regisseur Johnny To unterstrich: „Wenn man um Freiheit kämpfen will, dann muss man sich einsetzen fürs Kino, für den Film.“ Und Golschifteh Farahani, iranische Schauspielerin und Mitwirkende im Silbernen-Bären-Gewinner „About Elly“ von 2009, sagte zu der Situation in ihrem Heimatland: „Iran, das ist eine Diktatur. Den Menschen fehlt der Sauerstoff, die Luft zum Atmen im Iran.“

Am Nachmittag zeigten sich außerdem noch die Darsteller aus dem Eröffnungsfilm „She came to me“. In dem Film der Regisseurin Rebecca Miller geht es um einen Komponisten (Peter Dinklage) in einer Schaffenskrise. Dabei wird eine große Oper von ihm erwartet. An Dinklages Seite in dem Film sind unter anderem Anne Hathaway und Marisa Tomei zu sehen. Der Schauspieler Dinklage gab zu, dass auch er privat in seinem Leben an einem Scheideweg stehe. „Jetzt bin ich 53 und ich frage mich, ob ich noch 30 Jahre weiter als Schauspieler arbeiten möchte. Das ist so eine Art Weggabelung, an der ich mich befinde.“ Und fügte hinzu: „Wenn man 50 ist, ist das vermutlich öfter so: Entweder wartet man auf eine Inspiration oder man sucht sie.“

Bis zum 26. Februar geht die Berlinale nun. Erwartet werden unter anderem noch Helen Mirren, Cate Blanchett, John Malkovich, Geraldine Chaplin, Bono und Boris Becker. Und er: Hollywood-Regisseur Steven Spielberg erhält am 21. Februar den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk.