Berlin-Man soll ja nicht Vorgratulieren, das bringt angeblich Unglück, und wer ist schon noch abergläubischer als Bühnenleute? Doch hier ist es nötig: Wie gerade bekannt wurde, werden übernächsten Montag der für Denkmalschutz zuständige Berliner Kultursenator Klaus Lederer, Landeskonservator Christoph Rauhut und der Geschäftsführer des Friedrichstadtpalastes, Bernd Schmidt, die Eintragung des Gebäudes in die Berliner Denkmalliste feiern. Mit „kleinen Leckereien à la DDR“.
Dieses Gebäude, das von 1981 bis 1984 nach den Plänen von Manfred Prasser und Dieter Bankert errichtet wurde, erlebte fünf Jahre DDR, sechsmal so lange steht es in der neuen Bundesrepublik. Doch solche Ostalgie hat dem Ensemble das Überleben in jenen 1990er-Jahren gesichert, als manche Kulturpolitiker Shows mit fast nackten Mädchen als igittigitt ansahen und abwickeln wollten. Gerettet wurden Institution und Gebäude durch ihre treue Kundschaft, sie gewannen neue Freunde hinzu, die die absurde Grenze zwischen Hoch und Tief in der Kunst etwa so sehr interessiert wie die zwischen Ost und West – nämlich gar nicht.
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Eine Grenze, die auch die Architektur des Hauses, und um die geht es beim Denkmalschutz, schamlos überkreuzt. Den Bau als „DDR-Postmoderne“ einzuordnen, so wie das Weimarer Schiller-Museum oder das Berliner Nikolai-Viertel, ist nicht korrekt. Er hat auch nicht die Spur jenes steifen Marmorglanzes, der den Palast der Republik auszeichnete, oder des in Würde erstarrenden Kults um die Klassiker, der den neuen Leipziger Gewandhaus-Konzertsaal prägt. Der Friedrichstadt-Palast ist eher, obwohl in Beton gegossen, eine heitere, verschmitzte Vergnügungsarchitektur, so, wie sie schon im 19. Jahrhundert für Weltausstellungen und in Rummelplätzen wie dem Kopenhagener Tivoli oder dem Wiener Prater entstanden, wie sie lange die Showpaläste Londons oder New Yorks prägte.
Er ist verspielt bis in die Glitzerelemente in den Betonplatten, witzig in der vagen Anmutung eines kaiserlichen Treppenhauses, gebaut aus Fertigteilen, die aber Sonderanfertigungen sein mussten, in den Farben und dem irrwitzigen Materialmix bis zum Tränentreiben kitschig. Er ist eine Leckerei – und damit die absolute Ausnahme zur grauen Vereinheitlichungsarchitektur der späten Honecker-Jahre. Hier war die DDR mal richtig amerikanisch. Hoch den Aperol mit Käppchen-Spritz, dass das endlich auch das Denkmalamt erkannte.