„Die Modeindustrie befördert die ökologische Notlage und die Klimakrise immens“, twitterte Greta Thunberg am Sonntag. Und das ist ja auch richtig. Die inzwischen 18-jährige Schwedin bewarb damit allerdings ihren Auftritt in der ersten Ausgabe der neuen skandinavischen Vogue. In der Bildstrecke ist sie unter anderem in einem gelben Blumenkleid unter einem üppig fließenden, roséglänzenden Trenchcoat zu sehen, wie sie malerisch, ja fast elfengleich in einem Wäldchen sitzt und die linke Hand auf den Nasenrücken eines Pferdes legt. Ein Fjordpferd vielleicht, der zweifarbigen Mähne nach zu schließen.
Der Trenchcoat ist vor rund 150 Jahren von Thomas Burberry ursprünglich für den Schützengraben erfunden worden, und in den ersten Absätzen des dazugehörigen Textes der Vogue erscheint Thunberg in der Tat nicht anders als die rucksacktragende, fahrradfahrende Nachhaltigkeitskämpferin, als die man sie kennt. Auch ist natürlich davon auszugehen, dass alle Outfits, die sie auf den Bildern außerdem trägt, der kuschelige Oversizepullover etwa oder die ländlich bunt gemusterte Strickjacke, aus recycelten Fasern sind. Und im Editorial gibt das Magazin sein Pionierehrenwort, auf der Straße der ökologischen Gerechtigkeit ganz weit vorne zu sein und für jeden abgeholzten Baum zwei neue zu pflanzen.

Twitter/@GretaThunberg/Vogue Scandinavia
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Eine rundum wohlplissierte Sache also, dass Greta, die seit Juni freitags auch wieder außer Haus für den Klimaschutz demonstriert, ins Herz der Modewelt vorgedrungen ist und dort die Fahne der Klimabewegung nicht nur hochhält, sondern womöglich auch einpflanzt? Ja, sagen all die, die vielleicht auch glauben, dass sie Geld sparen, wenn sie ein Sonderangebot erhaschen. Jein, sagen jene, denen ein Wolf, der Kreide gefressen hat, immer noch lieber ist als einer, der den Mond anheult. Und eher nicht, sagen solche unter uns, die merken, dass sie beim Anblick der Bilder vor allem eines bekommen: Lust, mal wieder shoppen zu gehen.