Grimme-Preis für @kriegundfreitag: Herrlich analoge Strichfiguren

Unter den acht zukunftsweisenden Gewinnern des Grimme-Online-Awards − wir berichteten − findet sich mit Tobias Vogel auch einer, der mit Stift und Papier arbeitet. Für die Jüngeren: Das sind Gerätschaften aus dem vordigitalen Zeitalter, mit denen man Botschaften übermittelte ähnlich wie mit Meißel und Keilschriftplatte. Vogel, in den sozialen Medien bekannt als „Krieg und Freitag“ ist Sachbearbeiter bei einer Versicherung − so wie Kafka.

Seit gut zwei Jahren zeichnet Vogel Strichmännchen nach einer Anleitung, auf die er zufällig im Buchladen gestoßen ist, und postet die Cartoons. Er hat mehrere Zehntausend Follower, und wohl jeder Einzelne, der durch seine Timeline scrollt und auf einen Krieg-und-Freitag-Post stößt, fühlt sich einen Moment lang erkannt und verstanden. 

Die seltsam seelenvollen und identifikationstauglichen Strichfiguren springen einen auch auf dem Handybildschirm gut an, Vogel arbeitet mit der Materialität, indem er Gegenstände ins Bild einbezieht, die Tinte verwischt oder das Papier einreißt. eine analoge Anmutung, die Echtheit suggeriert und den Sprung ins Leben schafft: Um Geld für Flüchtlinge zu sammeln, zeichnete Vogel eine Menschenkette. Gegen eine Spende konnte man sie um ein Strichmenschlein verlängern. Die Kette ist 30 Meter lang geworden und hat 17000 Euro eingebracht.

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