Führungskräften und ranghohen Politikern wird oft dazu geraten, Fehler nicht zuzugeben, selbst wenn sie offenbar sind. Das Eingeständnis käme einem größeren Machtverlust gleich als der Fehler an sich.
Insofern hat Andrew Tate alles richtig gemacht.
Der Ex-Kickboxer und vermeintliche Multimillionär, der mit seinen Lifecoach-Seminaren für Männer so bekannt geworden ist wie mit seinem Incel-Sexismus berühmt, wurde vor ein paar Wochen aufgrund seiner sexistischen und diskriminierenden Auslassungen über Frauen und Minderheiten von allen Social-Media-Plattformen, also von Instagram, Facebook, TikTok und YouTube verbannt.
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Twitter hatte den Amerikaner mit britischen Wurzeln bereits 2017 gesperrt, nachdem Tate öffentlich behauptet hatte, Frauen, die sexuell missbraucht würden, hätten daran eine gewisse Eigenverantwortung.
Nun hat Tate in der vergangenen Woche auf der Plattform eines befreundeten Boxers eine Art Entschuldigung gepostet, die natürlich keine ist. In einem einstündigen Schwurbel-Rant, der als „letzte Nachricht“ tituliert ist, redet sich Tate die eigene krude Ideenwelt zurecht. Er sei ein Opfer seines eigenen Erfolgs, er fühle sich falsch verstanden und letztlich seien die Medien schuld an seinem schlechten Bild in der Öffentlichkeit.
Der Mann, der sich selbst als Frauenfeind bezeichnet, zeigt keinerlei Einsicht und festigt mit seiner Replik auf den weltweiten Bann seinen Ruf als Vorbild aller Incel-Männer, deren letzte Chance bei Frauen ein Seminar bei Andrew Tate zu sein scheint. Das Geschäftsmodell Misogynie, wie der österreichische Standard es treffend bezeichnete, scheint dank Andrew Tate zu einem Erfolgsmodell zu werden.