Hier müssen Sie am Wochenende hin: Die Kulturtipps der Redaktion
Das Jüdische Museum widmet jüdischen Künstlerinnen und Künstlern der Pariser Schule die erste große Ausstellung in Deutschland, im Karli gibt es Kino für Kleine.

Film über junge Berliner Roma: „Amaro Filmos“

„Unser Film“ heißt der Filmtitel „Amaro Filmos“ übersetzt. Das ist Romani, und es sind junge Roma aus Berlin die in 45 Minuten einen Einblick in ihr Leben geben und erzählen, was sie bewegt, welche Träume oder Vorstellungen von der Zukunft sie haben. Auch um Rollenbilder geht es. „Nicht nur Männer dürfen fremdgehen, auch Frauen dürfen es“, sagt Larissa. Die jungen Menschen, die hier auftreten, haben fast alle einmal im Block gewohnt, einem Wohnblock in Friedrichshain, nicht weit vom Ostbahnhof. Zehn Jahre lang lebten hier Roma-Familien aus Rumänien. 2022 mussten sie ausziehen, der Block wurde abgerissen, es gab Pläne für einen Neubau. Die Familien wussten erstmal nicht wohin. Man erfährt, wie sehr der Block geliebt wurde, auch wenn es dort Gewalt gab, man erfährt von Diskriminierungserfahrungen und dem Willen, sich nicht unterkriegen zu lassen und seinen Platz zu behaupten. Susanne Lenz
Amaro Filmos - Wir sind hier Premiere am 3. Februar, 19.30 Uhr, in der Volksbühne, Grüner Salon. Wer dafür keine Karten mehr bekommt, kann sich den 23. März vormerken, Tickets hier
Museums-Sonntag eintrittsfrei: „Magnétique, Magnifique, Fantastique“

Sie alle öffnen am Sonntag ihre Türen, Pforten, Tore gratis - Berlins staatliche und städtische Museen: Sonderausstellungen, Dauerschauen, Kabinette und Hallen sind an diesem ersten Sonntag des Monats Februar ohne Kaufticket zu erleben. Es gibt sogar Sonderführungen, insbesondere für Familien und Kinder. Etwas ganz Besonderes bietet das Jüdische Museum mit „Paris Magnétique“. Die französische Hauptstadt war um 1900 bis zum Zweiten Weltkrieg und zur Besetzung durch die deutschen Truppen die Traumstadt der Künste, der kulturellen Freiheiten und des unbeschwerten Daseins schlechthin. Bekannt ist das geflügelte Wort „Einmal Paris sehen und dann sterben“ als humoriger Kommentar für all jene, für die diese Reise an die Seine schwerlich möglich war, entweder weil die Mittel fehlten oder weil die politischen Verhältnisse es nicht zuließen, nehmen wir nur die Zeit des Eisernen Vorhangs für Leute aus der DDR und anderen Ländern des Warschauer Pakts bis zum Fall der Berliner Mauer. Die magnetische Anziehungskraft von Paris hatte zur Folge, dass sich um 1900 zahllose Künstler aus aller Welt, insbesondere auch aus Osteuropa und darunter viele jüdische Kunstschaffende - Frauen und Männer der Avantgarde - dort zeitweise oder ganz niederließen. Diese Zeit widerspiegelt derzeit eine grandiose Ausstellung im Jüdischen Museum Berlin.
Jiddisch war die Sprache vieler jüdischer Künstlerinnen und Künstler, die es vor dem Ersten Weltkrieg aus Osteuropa nach Paris zog. In welchen Pariser Cafés man auf Jiddisch bestellen konnte, das wird am Museums-Sonntag verraten, in der Leseecke des Museums übt ein Experte mit dem Publikum sogar ein wenig Jiddisch. Außerdem liest er für Kinder mit Handpuppen ein Märchen auf Jiddisch, Deutsch und Russisch vor. Und wir sehen nicht nur die Kunstwerke berühmter jüdischer Malerinnen und Maler wie Sonia Delaunay, Chaim Soutine, Marc Chagall oder Amadeo Modigliani, die die Kunst der Moderne nachhaltig prägten. Man erfährt auch welche Techniken in den Kunstwerken zur Anwendung kamen und kann an Zeichen-Workshops direkt in der Ausstellung teilnehmen. Und wir erfahren, welche spannenden, dramatischen Lebensgeschichten hinter der sogenannten Pariser Schule stecken. Ingeborg Ruthe
Jüdisches Museum Lindenstr. 9-14, 10-18 Uhr, Sonderprogramme am Sonntag, den 5. Februar, ab 12 Uhr
Kino für Kleine
Unter fünf Jahren sollten Kinder noch nicht ins Kino gehen, da sind sich die meisten Medienpädagogen einig. Die Erfahrung im stockdunklen Saal, vor der großen Leinwand mit der lauten Akustik kann schnell überfordern, auch die Aufmerksamkeitsspanne reicht vorher keinesfalls für eine Spielfilmlänge. Unter dem Motto „Mein erster Kinobesuch“ bieten in Berlin allerdings zahlreiche Kinos, darunter das Thalia Kino und verschiedene Häuser der Cinestar- und Cineplex-Gruppe, Vorführungen an, die auch schon für jüngere Kinder geeignet sind. Hier wird das Licht nur gedimmt, der Ton ist leiser als bei regulären Kinobesuchen. Es gibt keine Werbung, dafür kleine, günstige oder kostenlose Popcorntüten zum Ticket dazu. Am kommenden Wochenende läuft in den Cineplex-Häusern das nur 60 Minuten lange und auch sonst sehr zu empfehlende „Winterabenteuer mit Petersson und Findus“, eine Woche darauf zeigt ihn die Cinestar-Gruppe. Claudia Reinhard
Petersson und Findus z.B. im Karli in Neukölln, Sonntag, 5. Februar, 10.30 Uhr
Berghain-Feeling in der Philharmonie: Electro-Festival Strom
Es stimmt ja: Berghain-Vergleiche werden etwas überstrapaziert. Aber wenn Marcel Dettmann persönlich in der Philharmonie auflegt, also der Typ, von dem nicht wenige sagen würden mehr „Berghain-Resident geht nicht“ - dann wird man ja wohl noch spekulieren dürfen, ob da nicht doch etwas Berghain-Stimmung aufkommt beim Electro-Festival namens Strom. Klar, die Philharmonie versucht mit Techno freilich, ein jüngeres Publikum, zu ziehen, aber warum auch nicht?
Und beim Line-Up lässt die Philharmonie sich nicht lumpen. Ist auch gut so, denn mit dem Programm des CTM Festivals, das parallel auch noch stattfindet an diversen Orten in der Stadt, muss man erstmal mithalten. Aber: Sogar Detroit-Techno-Ikone Juan Atkins kommt in die Philharmonie! Und Wolfgang Voigt, der Gründer des großen Kölner Techno-Labels Kompakt. Und der Electro-affine Piano-Manipulator Hauschka. Und, und, und. Spannend wird wohl auch das Projekt des Sounddesigners Simon Stockhausen, den wir kürzlich zur Generalprobe trafen. Ob die Philharmonie wohl auch ihre Darkrooms öffnet? Stefan Hochgesand
Strom. Festival für elektronische Musik Philharmonie, 3.+4. Februar
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