Hier müssen Sie am Wochenende hin: die Kulturtipps der Redaktion
Unser Kulturteam hat die spannendsten Veranstaltungen fürs Wochenende ausgesucht. Diesmal mit dabei: ein Staubsauger, ein Kühlhaus und auch der Berliner Dom.

Ein besonderer Tag der Offenen Tür im Berliner Dom
Er gehört zu den Wahrzeichen Berlins, der Berliner Dom. Seine mächtige Kuppel, nachgeformt der des Petersdoms in Rom, kennt so gut wie jeder, und natürlich kann man ihn auch jederzeit betreten, aber nicht auf so intime Weise wie am 25. Februar und das auch noch bei freiem Eintritt. Der Berliner Dom spricht von einem noch nie da gewesenen Angebot: Jede Abteilung des Berliner Doms mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern biete spezielle Workshops, einen Dirigierworkshop etwa, ein Mitsingangebot, einzigartige Besichtigungsmöglichkeiten und originelle Sonderführungen an, etwa in die Hohenzollerngruft. Es gibt Vorträge zur Domgeschichte, zu Kunstwerken, Altar, Apostelschranke und Kanzel sowie zu der berühmten Sauer-Orgel, die an diesem Tag auch erklingen wird. Selbst über die zum Dom gehörenden Friedhöfe kann man sich informieren, und der Dom-Shop bietet Vergünstigungen. Um 12 Uhr findet eine musikalische Mittagsandacht statt, um 18 Uhr wie üblich die Vesper. Man kann sich auch segnen lassen. Susanne Lenz

Tag der offenen Tür im Berliner Dom am 25. Februar. Workshops und Sonderführungen sind ab sofort buchbar unter: www.berlinerdom.de
Brücke-Museum: Fritz Bleyl und die Expressionisten-Gruppe
Es war der expressionistische Urknall: Anfang Juni 1905 gründeten vier leidenschaftliche Maler, denen der tradierte abbildhafte Akademismus längst zum Hals heraushing, die aber auch nicht atmosphärisch mit Licht malen wollten, wie die Impressionisten, in Dresden die Künstlergruppe Brücke. Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt-Rottluff, Erich Heckel und Fritz Bleyl trafen sich, beargwöhnt von den konservativen Kreisen der Stadt, an den Moritzburger Teichen, badeten nackt in der freien Natur und machten an ihren Staffeleien aus Roma-Mädchen wilde Andachts-Madonnen. Die vier Architekturstudenten wollten gemeinsam neue künstlerische Wege beschreiten und das prüde, spießbürgerliche Korsett ihrer Zeit hinter sich lassen.

Das Dahlemer Brücke- Museum erinnert anhand von Fritz Bleyls Bildkunst an die Anfangszeit des Kollektivs. In acht Ausstellungskapiteln sind die Werke der Brücke-Protagonisten zu sehen. Im Mittelpunkt steht die Bildsprache Fritz Bleyls, wie sein späterer Brücke-Gefährte Max Pechstein gebürtiger Zwickauer. Aber Bleyl verließ die Brücke bereits 1907 wieder. Sein Schaffen ist wohl auch deshalb am wenigsten bekannt. Er war vor allem ein besonderer Zeichner. Seine Landschaften fügen sich optisch aus schnell und heftig gesetzten, fast komma-artigen Aquarell-Pinselstrichen, einem Stakkato von Flecken und Punkten, bei deren Anblick man beinahe an van Gogh denken könnte. Ein räumlich geschulter Blick und eine präzise Linienführung, wie im Jugendstil typisch, prägen Bleyls Werk und insbesondere die Druckgraphik wurde ihm zum bevorzugten Medium. So sorgte er, ganz pragmatisch, auch für die gute Wirkung der frühen Brücke-Geschäftsgraphik: Plakate, Briefbögen - ergo für die Werbung der Künstlergruppe. Ingeborg Ruthe
Brücke-Museum, Bussardsteig 9, Dahlem, 24.Februar bis 4. Juni, Mi-Mo 11-17 Uhr.
Dokumentarisches Objekttheater zum Thema Hausarbeit
Vor zwei Jahren gab es eine inspirierende Schaufensterausstellung von Birgit Severin und Guillaume Neu-Rinaudo vom Studio B Severin, die sich mit dem Thema Putzen befasste und den Betrachter in die Lage versetzte, die übel beleumundete und lästige Notwendigkeit positiv umzuinterpretieren und mit schintoistischen und buddhistischen Traditionen der Achtsamkeit und Selbstliebe zu verknüpfen. Seither bewegt sich der Lappen wie von selbst, erfüllt seinen Zweck gerade dadurch, dass seine Arbeit eintönig ist und kein Ende findet. Leider – und da spielt sicher die westeuropäische Sozialisation eine Rolle – nutzt sich der Effekt ab. Und irgendwann ist es doch wieder nur langweilig.

Da kommt eine Premiere in der Schaubude gerade recht: „Und samstags staubsaugen“ ist ein dokumentarisches Objekttheaterstück von Josephine Hock und befasst sich laut Ankündigung mit den verschiedenen Aspekten der in jeder Hinsicht unterschätzten Tätigkeit, die einen so großen Teil unseres Alltags, aber doch so wenig Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. Wenn Sie selbst verhindert sind, weil Sie zum Beispiel einen Vorfrühlingsspaziergang planen oder eine Ohrensesselmeditation nicht aufschieben können, schicken Sie Ihre Mitbewohner und stellen Sie anschließend Putzutensilien für sie bereit. Ulrich Seidler
Und samstags staubsaugen. Fr, Sa 20 Uhr in der Schaubude, Karten und Informationen unter Tel.: 4234314 oder schaubude.berlin
Klima-Ausstellung im Kühlhaus: „Meltdown“
Die Klimakatastrophe ist überall – auch in der Kunst. Dass die Wanderausstellung „Meltdown“, die sich schwerpunktmäßig damit auseinandersetzt, in Berlin nun ausgerechnet im Kühlhaus stattfindet, entbehrt angesichts global steigender Temperaturen nicht einer gewissen Ironie. Die Künstler:innen dieser von der NGO Project Pressure organisierten Ausstellung setzen den Fokus hier vor allem auf die weltweit schrumpfenden Eisflächen. Anders als etwa bei Waldbränden, lernt man hier, speichert das Eis nämlich nützliche, geologische Informationen, die hier visualisiert werden sollen. „Als wir 2008 mit dem Projekt begannen, stand der Klimawandel noch nicht so weit oben auf der Agenda wie heute“, sagt der dänische Projektgründer Klaus Thymann, „aber wir haben die Dringlichkeit des Themas verstanden“.

Herausgekommen sind Naturbilder von sagenumwobener Schönheit und zugleich frappierender Unheimlichkeit, die Orte zeigen, wo die Effekte der Klimakrise schon heute überdeutlich werden. Etwa ein gemäldeartiges Foto einer ausgetrockneten Flusslinie des erodierenden Markarfljót-Fluss in Island. Oder eine Fotografie der Künstlerin Noemie Goudal, das eine Nachbildung eines ehemaligen Bildes eines Gletschers vor seinem Jetzt-Zustand zeigt. Und damit jenen rapiden Schmelzvorgang nachzeichnet, der zu den, in manchen Teilen der Welt schon heute bedrohlichen Anstieg des Wasserspiegels führt. Es ist eine Ausstellung, die den Spiegel vorhält. Nun wäre es an uns, hinein zu blicken. Hanno Hauenstein
„MELTDOWN: Visualizing Climate Change“, im Kühlhaus, Luckenwalder Straße 3, noch bis 05. März 2023.
Konzert in Galerie: Jazzlegenden feiern Martin Kippenberger
Der Maler und Performance-Künstler Martin Kippenberger war schon ein extra-krasser Typ. Das hat auch Kollegin Ingeborg Ruthe kürzlich in ihrem großen Geburtstagstext zu Martin Kippenberger trefflich gefeiert. Wer sich Kippenberger nun noch mal anders, nämlich musikalisch, nähern möchte, hat dazu am Samstagabend in der Galerie Max Hetzler eine Prima Chance.
Es passt prima, denn Kippenberger war ja auch ein großer Freigeist. Also perfekt, ihm mit Free-Jazz zu kommen. Es schlagen auf: die beiden Freejazz-Legenden Sven-Åke Johansson und Rüdiger Carl mit Akkordeon beziehungsweise Drumsets. Wenn da nicht auch der Geist von Kippenberger vorbeikommt, zum Lauschen! Stefan Hochgesand
Galerie Max Hetzler Goethestraße 2/3, Charlottenburg, Samstag, 25. Februar, ab 17 Uhr
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