Sylvester Stallone als Mafiaboss: Haudrauf mit Gefühl
In der Serie „Tulsa King“ spielt Sylvester Stallone erstmals einen Mafiaboss. Der Mann, der Rocky und Rambo war, ist gut gealtert.

Beim Film will man mich nicht, und niemand singt meine Lieder, heißt es in Eric Claptons Hit „Tulsa Time“, der auch davon handelt, dass in Tulsa, mit über 400.000 Einwohnern immerhin der zweitgrößten Stadt des US-Bundesstaates Oklahoma, nicht allzu viel los ist.
Nun aber kommt „Tulsa King“, und mit der beschaulichen Ruhe ist es vorbei. Zum Beispiel für rechtschaffene Gastronomen, die sich fortan dem Gewerbe der Schutzgelderpressung ausgesetzt sehen. Es gehört zu den Stereotypen des Mafia-Genres, dass ehrliche Menschen bedrängt werden, einen Teil ihres Hab und Guts anderen zu überlassen.
Sehnsuchtsfigur für Millionen
Als Boxer „Rocky“ und Vietnamkriegsveteran „Rambo“ wurde der amerikanische Schauspieler, Regisseur und Filmproduzent Sylvester Stallone zur Ikone einer ganz auf sich allein gestellten Männlichkeit. Gestählte Muskeln, eine ehrliche Haut und ein trauriger Blick machten Stallone zur Sehnsuchtsfigur von Millionen Heranwachsender, die sich seinem Kampf der bedingungslosen Selbstbehauptung anschlossen. Against all odds – gegen alle Wettvorsagen bestand Rocky im Ring nicht nur seine sportlichen Wettkämpfe, sondern auch sein Leben als Außenseiter – eine Identifikationsfigur, die die Filmbranche dazu zwang, die Figur bis zum bitteren Ende auszuerzählen. Das Drehbuch zu „Rocky I“ hatte der 1946 in New York geborene Sylvester Stallone 1976 selbst geschrieben und dabei zur Bedingung gemacht, die Hauptrolle zu übernehmen.
Im Alter von 76 Jahren spielt Stallone als Mafiaboss Dwight „The General“ Manfredi erstmals in einer Fernsehserie, die von Montag an über den Streamingdienst Paramount+ zu sehen sein wird. Und wie. Sylvester Stallone ist gut gealtert. Graue Schläfen, Reibeisenstimme und in „good shape“, wie es nicht nur in der Boxersprache heißt. Anstelle von Action und Haudrauf lebt „Tulsa King“ von Stallones lakonischem Witz sowie der Verknüpfung der gängigen Genre-Klischees mit der vermeintlichen Langeweile in der Provinz.
Mit dem Vorschlag, in die Mafioso-Rolle zu schlüpfen, ist Sylvester Stallone zunächst bei den Kollegen Martin Scorsese und Al Pacino abgeblitzt. Also habe er es wieder allein machen müssen, so Stallone.