Ikke Hüftgold zum ESC? Ja, bitte!
Am heutigen Freitag ist der Vorentscheid zum ESC in Liverpool. Der Veranstaltung könnte jemand wie Ikke Hüftgold gut tun in ihrer Selbstgefälligkeit.

Ikke Hüftgold ist eine polarisierende Figur. Der Produzent und Ballermann-Bespaßer ist mitverantwortlich für den chauvinistischen und antiwoken Schenkelklopfer „Layla“ und Malle-Hits wie „Saufen ist Scheiße, doch wir machen’s trotzdem“.
Und damit weiß man auch schon, wo man Songs und Sänger intellektuell verorten muss: irgendwo zwischen Lobotomie und Schinkengasse. Dass Hüftgold eine Kunstfigur ist, ist seinen Fans egal, bei dem 46-Jährigen wirkt das authentisch, bei ihm fallen wahre Identität und Bühnenfigur passgenau zusammen.
Viel Hass aus der ESC-Bubble
Genau an diesem Punkt wird’s interessant, denn Ikke Hüftgold will Deutschland und somit irgendwie auch Mallorca beim diesjährigen ESC in Liverpool vertreten, der Stadt, aus der die Beatles stammen.
Am Freitag ist der Vorentscheid, und die Aufregung um die Teilnahme von Ikke Hüftgold, bürgerlich Matthias Distel, war im Vorfeld schon enorm. Denn die Stimmungskanone mit der Perücke symbolisiert alles, was der ESC nicht ist, eine Veranstaltung, die mittlerweile so vorhersehbar ist wie Weihnachten und die sich seit Jahren in ihrer queeren Heimeligkeit viel zu ernst nimmt. Was Hüftgold bestätigen kann: „Verdammt viel Hass“ sei ihm aus der ESC-Bubble entgegengeschlagen, sagte der Sänger jetzt in einem Interview.
Aber warum eigentlich? Denn abgesehen von den diskussionswürdigen Inhalten seiner Songs ist die Figur Ikke Hüftgold in ihrem polternden Chauvinismus so altbacken, dass man sich kaum wirklich ernsthaft an ihr abarbeiten kann. Und immer, wenn jemand ins ESC-Rennen geschickt wurde, der die Veranstaltung mit ihrer langen Tradition künstlerisch ein wenig aufmischte (Lordi, Stefan Raab, Buranovskiye Babushki), tat das dem ESC ganz gut in seiner oft pathetischen Selbstgefälligkeit. Schickt doch bitte Ikke Hüftgold hin. Oder wenigstens jemand anderen mit Humor.