Gestrandetes bolivianisches Orchester konnte endlich zurück

Die Musiker sollten das MaerzMusik-Festival eröffnen, dann kam der Lockdown. Nach fast drei Monaten in Rheinsberg ging es nun auf die Heimreise.

Berlin-Der 83. Tag ihres Notaufenthalts in Deutschland war der Tag der Rückkehr: Wie die Berliner Festspiele mitteilten, konnten die 25 Mitglieder des Orchester OEIN am Pfingstmontag ihre Heimreise nach Bolivien antreten. Endlich!

Mitglied des bolivianischen Orchesters bei der täglichen Probe in Rheinsberg, wo die Musiker gestrandet waren. 
Mitglied des bolivianischen Orchesters bei der täglichen Probe in Rheinsberg, wo die Musiker gestrandet waren. Berliner Zeitung/Volkmar Otto

Eingetroffen war das Orquesta Experimental de Instrumentos Nativos am 10. März. Es sollte zusammen mit dem Berliner Ensemble Phønix16 das MaerzMusik-Festival in Berlin eröffnen und noch zwei weitere Konzerte in Deutschland geben. Nichts davon konnte stattfinden, stattdessen kam der Corona-Lockdown. Der Rückflug der Musiker wurde storniert, bald kam der internationale Flugverkehr fast ganz zum Erliegen, Bolivien schloss seine Grenzen. Fast drei Monate lang harrten die Musiker unfreiwillig in Deutschland aus. Sie gingen zusammen mit drei Mitgliedern von Phønix16, die sie betreuten, im Gästehaus der Musikakademie Rheinsberg in Brandenburg in Quarantäne. Ursprünglich hatten sie dort nur das Eröffnungskonzert vorbereiten wollen.

Die Musiker von OEIN und Phønix16 probten täglich zusammen, auch um die Moral aufrecht zu erhalten, sie arbeiteten an einem Filmprojekt, studierten Werke von Stockhausen und Cage neu ein. OEIN spielt zwar auf den traditionellen Instrumenten der Anden, aber sie machen damit zeitgenössische und experimentelle Musik. In La Paz geben sie zudem Workshops und ermöglichen ihren Studenten den Zugang zur Musik über indigene, nicht westliche Mittel wie an der Musikhochschule.

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Hilfe kam von vielen Seiten: Das Festival MaerzMusik der Berliner Festspiele trug die Kosten für die Unterbringung und Verpflegung der Gruppe in Rheinsberg. Das Goethe-Institut, das Berliner Künstlerprogramm des DAAD, die Ernst-von-Siemens-Musikstiftung, die Musikakademie Rheinsberg und Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste Dresden kamen für weitere Kosten auf. Das Auswärtige Amt trägt die Kosten für die Rückführung nach La Paz.

Derzeit leben die Musiker in Bolivien in Quarantäne, erst nächste Woche können sie dann wirklich nach Hause und zu ihren Familien zurück.