Jung-Chirurgin Elena begutachtet zwei gebrochene Zehen, Rheumatologin Liobou macht ihre erste Gelenkpunktion, Urologe Sascha zieht einem Patienten die Harnleiterschiene heraus. ZDFneo hat acht Hamburger Assistenzärzte drei Monate lang mit der Kamera begleitet, und zwar „realistisch, respektvoll und rezeptfrei“ – so wird es zu Beginn versprochen. Tatsächlich stecken die „Junior Docs“ in einer spannungsreichen und spannenden Situation: Sie sind zwar schon Ärzte, aber noch Anfänger im Beruf, sollen Entscheidungen fällen und müssen sich noch von den Oberärzten kontrollieren lassen.Nun war ZDFneo nicht der erste Sender mit dieser Idee – das Krankenhaus ist so etwas wie ein Geburtshelfer des Genres Doku-Soap. Die Berliner Filmemacher Thomas Kufus und Arpad Bondy drehten 1999 in einer Berliner „Geburtsstation“ die erste deutsche Doku-Soap. In den folgenden Jahren wurden besonders die jungen Ärzte immer wieder mit der Kamera begleitet, etwa in der WDR-Serie „Anfänger in Weiß“ oder dem Arte-Pendant „Die Schule der Ärzte“. Am letzten Sonnabend erst hat Vox seine Doku-Serie „Die jungen Ärzte“ abgeschlossen. Hier gaben fünf Assistenzärzte aus einem Klinikum in Hannover Einblicke in ihren Berufseinstieg.
Bei so vielen deutschen Vorbildern wundert es, dass ZDFneo als Basis für seine Doku-Soap ausgerechnet das BBC-Format „Junior Doctors“ angibt. Zumindest wurde hier der flippig gemeinte Titel „Junior Docs“ abgeleitet, der im Klinikalltag aber einfach unpassend bleibt. Die erste Folge wirkt eher wie eine Vorübung zu „Junge Ärzte“. Die Helden der Vox-Serie waren in ihrem Berufsleben schon etwas weiter, durften nicht nur Harnleiterschienen herausziehen. Während die Serie dort durchaus dramatische Momente wie eine Lebertransplantation mit Herzstillstand zu bieten hatte und auch einen Einblick in den stressigen Tag der Jungärzte lieferte, reden die sympathischen „Junior Docs“ von ZDFneo zu Beginn vor allem über sich selbst und die Anforderungen an den Beruf, sind aber relativ wenig in Aktion zu erleben. Der Sprechertext bereitet mit seiner Biederkeit mitunter sogar Schmerzen, wenn er zum Beispiel erklärt, dass die erfahrenen Kollegen den Assistenzärzten „mit Rat und Tat zur Seite stehen“ – nachdem der Zuschauer dies schon mehrmals sehen konnte.
Einen ebenso offenen wie zweischneidigen Einblick gab die angehende Chirurgin Elena nebenbei: Wenn eine Achillessehne an einer ungewöhnlichen Stelle angerissen ist, gucken selbst Jungärzte während des Dienstes schnell bei Wikipedia nach.
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Junior Docs, donnerstags, 20.15 Uhr, ZDFneo .