Kabarett Stachelschweine zahlt Zuschauer fürs Kommen

Jeder, der die Vorpremiere im Europa-Center besucht, erhält nicht nur freien Eintrit, sondern Cash auf die Hand.

Frank Lüdecke, Chef der Stachelschweine<br><br><br>
Frank Lüdecke, Chef der Stachelschweine


Berlin-Theaterleute sind derzeit meist als Bittsteller unterwegs, werben unentwegt um Fördermittel und Spenden. Manche Veranstalter demonstrieren für bessere Perspektiven und höhere Kapazitäten, wie beim Protestmarsch zum Mercedes-Platz. Ein Haus aber will demnächst Geld rausschmeißen – und zwar an seine Zuschauer! „Corona-Soforthilfeprogramm 27-8“ nennt Frank Lüdecke, seit letztem Jahr Chef des Kabarett-Theaters Die Stachelschweine, seine Aktion und versichert: „Wir lassen unsere Zuschauer nicht hängen!“ 

Jeder, der die Vorpremiere am 27. 8. im Europa-Center besucht, erhält nicht nur freien Eintritt, sondern Scheine in die Hand: Arbeitslose, Hartz-IV-Empfänger und Studenten bekommen 15 Euro, alle anderen 10 Euro. Es sei das erste Mal in der Geschichte des Theaters seit Aischylos, dass ein Theater seine Zuschauer bezahlt, betont Lüdecke selbstbewusst gegenüber der Berliner Zeitung.

Dabei haben auch die Stachelschweine eigentlich nichts zu verschenken. Gerade mal 70 ihrer 330 Plätze dürfen sie gemäß der aktuellen Hygieneregeln bespielen, das sind nur gut 20 Prozent der Kapazität und das ist jenseits jeder Wirtschaftlichkeit. Doch Erfahrungen von Theatern, die schon vorsichtig wieder geöffnet haben, zeigen, dass selbst die wenigen Plätze derzeit noch nicht belegt werden. So musste der Kookaburra Comedy Club, der 40 von 100 Plätzen bespielen darf, einige Vorstellungen mangels Besuch ausfallen lassen. Deshalb ist es durchaus sinnvoll, einmal zu betonen: Ohne Zuschauer ist alles Theater nichts wert.

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Seine Soforthilfe hat Lüdecke zudem weitsichtiger angelegt als der Senat sein legendär-lässiges Förderprogramm, wo sich jeder Solo-Künstler 5000 Euro downloaden konnte, sodass der Topf nach drei Tagen leer war. Bei den Stachelschweinen entscheide nicht das Windhundprinzip, sondern das Los. Missbrauch wird zudem vorgebeugt: Erst wer am 27. 8. die aktuelle Fassung des Programms „Überall ist besser als nichts“ bis zum Ende erlebt hat, wird ausbezahlt. Der eine oder andere wird diese „Stachel-Scheine“ sicher gern spenden.