Keine Pleite: Falschmeldung aus dem Grips-Theater

Berlin - Das Grips-Theater hat errechnet, dass es 100.000 Euro mehr braucht, wenn es 2012 so viel ausgibt wie geplant. Außerdem hat es 2011 ein Defizit von 65.000 Euro angehäuft und Berlin hat die Summe nicht beglichen.

Geht man bei 65.000 Euro Minus pleite? Die Kulturverwaltung, aufgeschreckt von einer möglichen Insolvenzverschleppung, hat beim Grips-Steuerberater nachgefragt: Er sagt Nein. Nicht bei jährlichen Subventionen von 2,76 Millionen Euro.

Würde tatsächlich Insolvenz drohen, müsste Berlin sofort jede Zahlung stoppen, denn es darf nicht in ein Pleite-Unternehmen investieren. Aber dass Berlin sein berühmtes, überaus geliebtes Kinder-Theater bankrott gehen lassen könnte, ist so wahrscheinlich wie der Wiederaufbau der Berliner Mauer.

Natürlich kann man Volker Ludwig (74) bis zu einem gewissen Punkt verstehen. Er hat das moderne Kindertheater erfunden, 1969 das Grips gegründet, „Linie 1“ geschrieben, er war ein erfolgreicher Theaterleiter, er will nicht betteln. Er sagt: „Es macht unendlich müde, 43 Jahre lang klinkenputzend um die nackte Existenz eines weltberühmten Theaters kämpfen zu müssen, mit dem sich Berlins Kulturpolitiker stolz geschwellt zu schmücken pflegen.“

Die Kulturverwaltung ist sich der Vernachlässigung nicht bewusst. Die Defizite des Grips-Theaters wurden immer ausgeglichen, so der Sprecher, die Subventionen zuletzt 2008 um 150.000 erhöht, die Tarife um 55.000 Euro. Aber das Defizit 2011 hat das Grips erst Ende Januar gemeldet – zu spät.

Was also treibt Volker Ludwig so unmittelbar nach den Haushaltsberatungen, wo dem Haus 50.000 Euro zusätzlich genehmigt wurden, wegen fehlender 100.000 Euro mit so einer Krawall-Meldung zu kommen? Er fühlt sich benachteiligt. Gegenüber der Berliner Zeitung sagte er, „selbst das Schlosspark-Theater bekommt jetzt 500.000 Euro, obwohl Dieter Hallervorden versprochen hatte, dort ohne Subventionen zu spielen. Geld ist also da, nur nicht für unser unterfinanziertes Haus.“

Aus Sicht des Kindertheaters, das kaum etwas mit Karten einspielen kann, ist das ungerecht. Würde es jemand ernst nehmen mit der kulturellen Bildung im Land, müssten die Gelder sowieso anders verteilt werden. Mit Pleite-Alarmismus kommt man dem Problem aber nicht bei.