Berlinale 2022: Das letzte Event vor der Totalisolation

Heute in 20 Jahren wird man kaum glauben können, dass Leute ohne autarke Anzüge auf die Straße gingen und nicht wussten, was autarke Anzüge überhaupt sind.

Diese Person trägt einen Shieldpod, Vorläufer der autarken Anzüge.
Diese Person trägt einen Shieldpod, Vorläufer der autarken Anzüge.utwpods.com

Auf die Berlinale 2022 wird man in 20 Jahren mit nostalgischem Schauer als auf jene Veranstaltung zurückblicken, bei der sich mehrere Menschen ohne autarke Schutzanzüge (ASA) gleichzeitig in geschlossenen Räumen aufgehalten haben. Im Frühling desselben Jahres wurde die Totalisolation verhängt, zuerst in der damaligen deutschen Hauptstadt. Zufall?

Allein in der Berliner Zeitung sah man die Folgen voraus und forderte in einem Kulturkommentar vom 11. Februar 2022, am Beginn des Kinofests, die Aufnahme von Shieldpods in das Merchandise-Angebot der Filmfestspiele. Wir zitieren: „Diese Einpersonen-Pop-up-Zelte, die sich über dem Kopf aufspannen lassen, trennen sehr verlässlich die potenziell infektiösen Aerosole der Außen- und Innenwelt voneinander. Sie ermöglichen einen sicheren Kinobesuch. Wozu Wärmflaschen, liebe Berlinale?“

Der durch emsige Recherchen zum Experten gewordene Kulturjournalist entwarf auf nur wenigen prophetischen Zeilen den ASA, ohne den heute niemand mehr seine vier Wände verlassen würde. Schon bei der Vorstellung, ohne ausreichend steriles Atemgas im Kanister auf die Straße zu treten, dreht sich einem der Magen um. Etwas umständlich formulierte er sämtliche inzwischen gängigen ASA-Funktionen vom fragmentierten Stoffwechsel über die Zufuhr von Gas und Nahrung bis zur Abfuhr und Trennung von Ausscheidungen aller Art. Ja, sogar die gesundheitlichen Segnungen (permanente Gewichts-, Zahnfleisch-, Blut-, Urinkontrolle etc.) durch die KI-Steuerung der ASA sah er voraus. Im Grunde ist es dem ASA zu verdanken, dass das solidarische Prinzip der Krankenversicherung erst ausgeregelt werden konnte, indem für alle identische und optimierte Lebensbedingungen geschaffen wurden.

Alle, die damals auf das Streaming als Zukunft des Films setzten, verloren ihre Vermögen und mussten eingestehen, dass das Bedürfnis nach dem Gemeinschaftserlebnis die anfängliche Skepsis gegen ASA schnell pulverisierte. Dem Kulturjournalisten konnte bis zum heutigen Tag keine Beteiligung an dem bis zum Datum der Veröffentlichung seines Kommentars unbeachtet vor sich hindümpelnden Shieldpod-Start-up nachgewiesen werden. Schon ein paar Wochen später aber schwamm er in Geld. Zufall?