Ein queerer Film aus Nigeria, dem Land, das Homosexuelle bestraft

„All the colors of the world are between black and white“ von Babatunde Apalowo erzählt die Liebesgeschichte zweier Männer.

Bawa und Bambino in einer Szene aus dem nigerianischen Film „All the colors of the world are between black and white“, der in der Sektion Panorama läuft.
Bawa und Bambino in einer Szene aus dem nigerianischen Film „All the colors of the world are between black and white“, der in der Sektion Panorama läuft.World premiere /Debut film

„Ich helfe dir, der zu werden, der du bist“, sagt Bawa zu Bambino. Und jeder kann sehen, dass er recht hat. Nur Bambino möchte seiner Identität am liebsten aus dem Weg gehen, und je näher er ihr kommt, desto verzweifelter versucht er, sie zu vermeiden. Nach diesem Satz verabredet er sich mit der Tochter der Nachbarin zum Sex. Sie ist in ihn verliebt, er hat sie schon mehrmals abgewiesen, aber jetzt will er es um jeden Preis.

„All the colors oft he world are between black and white“ von Babatunde Apalowo ist ein Film aus Nigeria, dem Land mit der zweitgrößten Filmproduktion der Welt – nach Bollywood, vor Hollywood. Bawa und Bambino sind zwei junge Männer in der 14-Millionen-Stadt Lagos; Bambino arbeitet für einen Lieferdienst, Bawa jobt in einem Wettbüro. Sie sind schwul, aber nur Bawa hatte ein Coming-out, das man eigentlich nicht als solches bezeichnen kann, denn er ist nicht öffentlich schwul, aber wenigstens hat er selbst es sich eingestanden. Und nun ist er verliebt in diesen Mann, der eines Tages zufällig den Laden betreten hat, in dem er Lose verkauft. Nun will er diese Beziehung.

Dass es für beide schwer ist, zu ihrer sexuellen Orientierung zu stehen, hat nichts mit Bawa und Bambino persönlich zu tun. In Nigeria ist Homosexualität nicht nur gesellschaftlich tabuisiert, Schwule werden diskriminiert, verfolgt und sind Gewalttätigkeit ausgesetzt, wie eine Szene des Films es zeigt. Zudem wird Homosexualität strafrechtlich verfolgt.

Zärtlichkeit nur unter dem Vorwand der Fürsorge

Der aus Nigeria stammende, in Großbritannien lebende Babatunde Apalowo ist der Regisseur dieses Films, mit dem er sein Debüt gibt; er hat das Drehbuch geschrieben und ihn produziert. Er inszeniert diese Liebesgeschichte mit Hilfe ruhiger, langer Einstellungen, in zurückhaltenden Farben. Das chaotische Lagos zieht in diesem Film nur kurz vorbei, wenn Bawa und Bambino mit dem Moped Ausflüge in die Umgebung der Stadt machen. In die Natur. Dorthin, wo wackelige Hängebrücken durch Bambuswälder führen.

Sie sprechen nicht viel, tasten sich mit Hilfe von Blicken aneinander heran, schleichen wie Katzen umeinander herum, einander vorsichtig beobachtend. Bawa liebkost Bambino mit Hilfe seiner Kamera, und dann, nachdem Bambino einen Unfall hatte und verwundet zu Hause liegt, tupft er seinen Körper mit einem feuchten Tuch ab. Eine hocherotische, auch schmerzlich anzusehende Szene, denn zärtlich darf Bawa nur unter dem Vorwand der Fürsorge sein.

Einer von 16 Filmen mit queerer Thematik im Panorama

„All the colors of the world are between black and white“ ist einer von 16 Filmen mit queerer Thematik in der Sektion Panorama, ein stiller, intensiver Film, der hoffentlich in die Kinos des Landes kommt, in dem homosexuelle Menschen ein Leben im Untergrund führen müssen. Erst 2014 ist die Gesetzgebung verschärft worden, bis zu zehn Jahre Gefängnis drohen. Es ist ein Glücksfall für diesen Film und sein Anliegen, dass der bekannte und mehrfach preisgekrönte Nollywood-Schauspieler Tope Tedala bereit war, eine der beiden Hauptrollen zu übernehmen.

All the colors oft he world are between black and white, Panorama, R: Babatunde Apalowo, Nigeria

Vorführungen: 18.2. 19 Uhr Cubix 5, 19.2. 13 Uhr Cubix 5, 20.2. 21.45 Uhr Zoo Palast 3, 4 und 5, 25.2. 21.45 Uhr Cubix 8