Dank an den barmherzigen Samariter vom Potsdamer Platz
Kaffee ist zwischen den Filmvorführungen Gold wert, doch die Koffein-Adern auf dem Festival-Gelände sind fast versiegt. Was tun?

„Klondike“ heißt ein Film, der in der Berlinale-Sektion Panorama läuft. Er hat nichts mit dem Goldrausch am Fluss Klondike in Kanada zu tun, aber mir kam dieser Titel in den Sinn, als ich am Wochenende nach dem ersten Film gegen elf Uhr vormittags einen Ort suchte, an dem ich mir ein wenig Koffein zuführen könnte. Selbst wer wie ich eigentlich keinen Kaffee trinkt, ist während der Filmfestspiele irgendwann darauf angewiesen, wenn er nicht im dunklen, warmen Kino einschlafen möchte.
Doch die Koffein-Adern am Potsdamer Platz sind praktisch versiegt. Ja, es gibt noch ein, zwei, vielleicht auch drei Cafés, in denen man fündig werden könnte. Doch sind sie derart überfüllt, dass es aussichtslos ist. Die Berlinale-Gäste sitzen hier sogar draußen, und das bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. „Against the Ice“ lautet der Titel des entsprechenden Films aus dem Berlinale Special.
In den vergangenen Jahren war auch das eigentlich wenig wirtliche Untergeschoss in den Potsdamer Platz Arkaden ein letzter Zufluchtsort. Hier gab es nicht nur warme Getränke, sondern auch feste Nahrung. Denn irgendwann braucht man ja auch Kohlenhydrate und Fette, um sich aufrecht zu halten. Doch das Gebäude hat sich hinter Stellwänden aus Holz verbarrikadiert. „Betreten der Baustelle verboten“, heißt es auf gelben Plastikschildern. In den Kinos braucht man sein Glück gar nicht erst versuchen. Hier ist jede Theke verwaist, denn zum Kaffeetrinken müsste man ja die Maske absetzen. Menschen ohne Mundschutz im Kino – das sind Bilder, die die Festivalleitung wohl auf jeden Fall vermeiden möchte. Glücklich die Ortskundigen, die sich mithilfe ihres Fahrrads in der kurzen Zeit zwischen den Filmvorführungen in ein Café am Checkpoint Charlie retten können.
Als ich der von Hunger und Durst – nun ja – gespeisten Besinnungslosigkeit nahe in das Zelt taumelte, in dem die Bändchen ausgegeben werden, die beweisen, dass man an diesem Tag negativ getestet ist, muss ich einem barmherzigen Samariter aufgefallen sein. Er erschien mir in Gestalt einer Berlinale-Ordnungskraft, die gerade einen Schokoriegel aufgerissen hatte. Nun teilte er ihn wie einst Sankt Martin seinen Mantel, und hielt mir eine Hälfte entgegen. Danke!