Books@Berlinale: Zehn Bücher auf der Suche nach Filmeltern
Seit 2006 bringen die Filmfestspiele Verlagsleute und Literaturagenten mit Produzenten zusammen. Im Blick: Romane von Bernhard Schlink und Monika Helfer.

Nach dieser Berlinale wird es noch eine geben und dann noch eine und noch eine und immer weiter. In der Zwischenzeit gehen wir in die Kinos im Umkreis und in der Ferne. Oder lümmeln matt auf dem Sofa und gucken Serien. Für den Stoff sorgen die Internationalen Filmfestspiele gleich mit. Da werden auf dem European Film Market die Verleihrechte für Projekte und fertige Werke gehandelt, da lernen auf dem Talent Campus Anfänger die Tricks der Profis, und dann gibt es seit 2006 auch noch Books@Berlinale. Am Montagnachmittag war es wieder soweit.
Books@Berlinale ist so etwas wie eine Adoptionsstelle. In die Literatur hineingeborene Stoffe wollen im Medium Film weiterwachsen. Die Berlinale wählt unter etlichen Bewerbern zehn Romane, Thriller oder Kinderbücher, die Vertreter von Literaturagenturen oder Verlagen dann Kollegen der Bewegtbildbranche anpreisen. Eine Herkunft aus gediegenen Verhältnissen, zum Beispiel von einem Bestsellerautor, kann hilfreich sein.
Bernhard Schlink: vom „Vorleser“ zur „Enkelin“
Diesmal dabei ist zum Beispiel Bernhard Schlinks neuester Roman „Die Enkelin“. Für ihn spricht, dass die Verfilmung seines „Vorlesers“ 2008 ein internationaler Erfolg war. Allerdings nimmt der Autor nun die DDR und das heutige Mecklenburg-Vorpommern zum Schauplatz für vertrackte Familienbeziehungen, verlockt das ausreichend? Mit Monika Helfers „Die Bagage“, ebenfalls ein Bestseller, tritt der Hanser Verlag aus München an. Ihr tastendes, von Bildern und Erzähltem ausgehendes literarisches Verfahren der Familienerzählung braucht ein sensibles Drehbuch. Ob sich jemand daran traut? Der englische Titel des Buches ist cinephil: „The Riff-Raff“ lautet er, wie ein Film von Ken Loach aus dem Jahr 1991.
Aber längst nicht nur alte Bekannte und erst recht nicht ausschließlich deutschsprachige Stoffe hoffen auf das Wachsen im Auge einer Kamera. 190 Vorschläge wurden in diesem Jahr eingereicht, hineingeboren in den Buchmarkt von dreißig Ländern. Ein spanischer Thriller sucht sein Pendant auf der Leinwand, eine englische Mystery-Saga für junge Erwachsene und die wahre Geschichte revoltierender junger Frauen aus Kamerun. Die Berlinale kooperiert bei dieser Familienzusammenführung von Literatur und Film mit der Frankfurter Buchmesse. Dass die Zahl der Bewerber steigt, sollte bedeuten, dass Buch- wie Filmleute recht zufrieden mit den Vermittlungsdiensten sind.